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3. Wenn nun die Nacht das Siegel nimmt vom Briefe,
Dann lies't das Auge drin in tausend Zügen
Nichts als nur eine große Hieroglyphe:
4. Gott ist die Lieb', und Liebe kann nicht lügen!
Nichts als dieß Wort, doch das von solcher Tiefe,
Daß niemand es auslegen kann zur Gnügen.
R ü ck e r 1,
ION. Unglück,
a.
Durch die Straßen der Städte,
Vom Jammer gefolget,
Schreitet das Unglück -
Lauernd umschleicht es
Die Häuser der Menschen,
Heute an dieser
Pforte pocht cs,
: Morgen an jener.
Aber noch keinen hat es verschont,
j Die unerwünschte,
I Schmerzliche Botschaft,
Früher oder später,
Bestellt es an jeder
Schwelle, wo ein Lebendiger wohnt.
I».
Wenn die Wolken getürmt den Himmel schwärzen,
Wenn dumpftosend der Donner hallt,
Da, da fühlen sich alle Herzen
In des furchtbarn Schicksals Gewalt.
Aber auch aus entwölkter Höhe
Kann der zündende Donner schlagen.
Darum in deinen fröhlichen Tagen
Fürchte des Unglücks tückische Nähe!
Nicht an die Güter hänge dein Herz,
Die das Leben vergänglich zieren!
Wer besitzt, der lerne verlieren;
Wer im Glück ist, der lerne den Schmerz!
Schiller (Braut von Messina).
109. Weltflucht.
Wol dem, selig muß ich ihn preisen,
Der in der Stille der ländlichen Flur,
Fern von des Lebens verworrenen Kreisen
Kindlich liegt an der Brust der Natur!