— —
den konnte, und er bückte sich und gab ihm einen Kuß. Wie er es
mit dem Kuß berührt hatte, schlug Dornröschen die Augen auf, erwachte
und blickte ihn ganz freundlich an. Da gingen sie zusammen heraͤb,
und der König erwachte und die Königin und der ganze Hofstaal
und sahen einander mit großen Augen an. Und die Pferde im
Hof standen auf und rüttelten sich; die Jagdhunde sprangen und
wedelten; die Tauben auf dem Dache zogen das Köpfchen unterm
Flügel hervor, sahen umher und flogen ins Feld; die Fliegen an
den Wänden krochen weiter; das Feuer in der Küche erhob sich,
flackerte und kochte das Essen; der Braten fing wieder an zu brutzeln
und der Koch gab dem Jungen eine Ohrfeige, daß er schrie;, und
die Magd rupfte das Huhn fertig. Und da wurde die Hochzeit des
Königssohns mit dem Dornröschen in aller Pracht gefeiert, und sie
lebten vergnügt bis an ihr Ende. Brüder Grimm
5. Von den Engeln.
NMun laß dir erzählen, mein liebes Kind,
wie schön die guten Engel sind)!
Sie sind so hell von Angesicht
als Erd' und Himmel im Frühlingslicht,
sie haben Augen gar blau und klar
und ewige Blumen im goldigen Haar,
und ihre raschen Flügelein
die sind von silbernem Mondenschein.
Bei Tag und Nacht
schweben die Engel in solcher Pracht.
Nun laß dir erzählen, mein liebes Kind,
wie die Engelein fliegen leis und lind!
So leis, als der Schnee vom Himmel fällt,
so leis, als der Mond zieht über die Welt,
so leis, als der Keim aus der Erde sprießt,
so leis, als der Duft durch die Lüfte fließt,
so leis, als vom Baume, weht ein Blatt,
so leis, als das Licht über Land und Stadt —
so leis und lind
fliegen die Englein, mein liebes Kind.
Nun laß dir erzählen, mein liebes Kind,
wozu die guten Engel sind!
Wo ein Armer betet in seiner Not,
da bringen sie in das Haus ihm Brot,
wo beim kranken Kinde die Mutter wacht,
da nehmen des Kindleins sie in Iht,
und wo in Gefahren ein Guter shwebt,
wo jemand weinet, jemand bebt,
dahin geschwind
gehen die Englein, mein liebes Kind.