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III. Lyrische Dichtung.
A. Aus 6er älteren Lprik.
I. Namenlose LLeöer.
1.1)
Dü bist min, ili bin din;
des solt du gewis sin.
du bist beslo33en
in minem herzen;
verlorn ist da.3 slii33elin;
du muost immer drinne sin.
2-* 2 3)
Diu nahtegal diu sanc so wol,
da3 man ir ’s iemer danken sol
und andern kleinen vogellin.
do dähte ich an die frouwen min;
diu ist mins herzen künigin.
3.2)
Ich hän gesehen, da3 mir in herzen sanfte tuot;
des grüenen loubes bin ih worden wolgemuot;
diu beide wunneclichen stät;
mirst liep, da3 s’ also vil der schoenen bluomen hat.
4?)
Ich gesach den sumer nie,
da3 er so schone dühte mich.
Mit menigen bluomen wol getan
diu beide hat gezieret sich.
Sanges ist der walt so vol;
diu zit diu tuot den kleinen vogelen wol.
54)
1. Kume kum, geselle min,
ih enbite harte din;
ih enbite harte din;
kume kum, geselle min.
2. Süezer rosenvarwer munt
kum und mache mich gesunt.
kum und mache midi gesunt,
süe3er rosenvarwer munt.
!) Karl Bartsch, Deutsche Liederdichter des 12. bis 14. Jahrhunderts. Vierte Auflage
von Wolfgang Golther, Berlin (Behr's Verlag), 1901, S.359. — 2) a. a. O., S. 362.
3) a. a. O., S. 365. — 4) a. a. £)., S. 368.