Full text: Lehrbuch der Geographie

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Zweiter Abschnitt. 
Die Gluthwinde zuerst entstehen durch übermäßige Erhitzung der 
Luft über sandigem, wüsten Boden. Es gehören dahin der Scirocco in 
Italien, der Solano in Spanien, der Samum in Arabien und der Saha¬ 
rawüste, der CH am sin in Aegypten, der Harmattan in West-Afrika. 
Auch der in der Schweiz häufig wehende Föhn ist hierher zu rechnen. Der 
Harmattan weht an der Westküste Afrika's besonders in Senegambien, 
zwischen December und Mai. Er ist so trocken, daß die Vegetabilien vor 
ihm vertrocknen, Holz schwindet, die menschliche Haut spröde wird und ab¬ 
schält, bringt aber eben dadurch auch den Vortheil, daß er die in feuchten Ge¬ 
genden emporsteigenden giftigen Dünste zerstört. Er führt äußerst feinen 
Sand mit sich, welcher die Luft trübt und für Augen und Lungen unange¬ 
nehm und nachtheilig wird. — Der ©amum, welcher während der Monate 
Juni, Juli und August in den Wüsten Arabiens und den Gegenden am 
Tigris weht, ist dem Harmattan ähnlich. Weil er gänzlich austrocknet, so 
kann er leicht bedenkliche Folgen nach sich ziehen, wenn man nicht im Stande 
ist, sich bald Wasser zu verschaffen; doch sind die Nachrichten überfeine Wirk¬ 
samkeit eben so übertrieben, wie die Meinung, daß er Gift mit sich führe, 
unrichtig ist. Die Menschen suchen sich vor ihm dadurch zu retten, daß sie 
sich mit dem Gesichte flach auf die Erde legen und sich in ihre Kleider einhüllen. 
— Der Scirocco in Italien und der Solano in Spanien sind diesel¬ 
ben Winde, aus der afrikanischen Wüste herübergekommen. Nachdem sie 
den Weg über das Meer gemacht haben, ist ihre Kraft theilweise gebrochen, 
aber doch noch genügend, um Erschlaffung, Mattigkeit und vollständiges Un¬ 
behagen zu bewirken. 
Aehnliche Erscheinungen sollen in der Gobiwüste (Asten), auch in ei¬ 
nigen Gegenden Indiens und in den Llanos von Süd-Amerika vorkommen. 
Den Gluthwinden gegenüber stehen die verheerenden kalten Winde, 
der Wiuga in den russischen Steppen, Kamtschatka und Neufundland, die 
Bora in Istrien und Dalmatien, der Mistral im untern Nhonethal, aus 
NW. oder N. kommend, der Gallego in Spanien, aus N. kommend. 
Gefährlicher noch, als die Gluthwinde, sind heißfeuchte. Niederungen, 
welche beständig austrocknend die Luft mit verpesteten Dünsten erfüllen. Das 
gelbe Fieber (an den Küsten des mexikanischen Meerbusens rc.) auch die 
Pest rc. sind Wirkungen davon. 
§. 33. Vom Regen. 
Wasser lös't sich durch Wärme in Dampf auf. Daher steigen aus 
dem Meere, aus Seen und Flüssen beständig Dämpfe auf, welche sehr hoch 
in der Luft als Wolken (Feder-, Haufen- Schichtwolke), in der Nähe der 
Erdoberfläche aber als Nebel erscheinen. Aus den Nebeln wird dadurch, 
daß die Dämpfe erkalten, der Thau, daß sie gefrieren, der Reif. Wo also 
wenig oder gar keine Gewässer sind (z. B. in der Saharawüste), da wird 
man auch keinen Thau finden. Wenn sich die Dampfbläschen der Wolken
	        
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