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Deutsche Geschichte im Mittelalter.
a) Die Schweizer Eidgenossenschaft. Die drei Waldstütten
Schwyz, Uri und Unterwalden gehörten zu den Grafschaften des Aargaus
und Zürichgaus, die beide an die Grafen von Habsburg gekommen waren,
die auch die Vogtei über viele Klöster hatten. Daher lag es nahe, daß
sie ihre Herrschaft als Landgrafen oder Vögte in die wirkliche Landes-
hoheit umwandeln wollten, während die freien Leute berechtigt waren,
dem entgegenzutreten. 1291 schloffen sie einen Bund und versprachen
sich eidlich Beistand gegen jedermann, der ihnen Schaden zufügen wolle.
Adolf von Nassau und Heinrich VII. erkannten ihre Reichsuumittelbarkeit
an. Als der Krieg zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich ausbrach,
traten sie sofort auf Ludwigs Seite, womit die Losung zum Kampfe
zwischen ihnen und Habsburg gegeben war. Herzog Leopold rückte 1315
voll Zuversicht ein; sobald er aber den Engpaß zwischen dem Ägerisee
und dem Berg Morgarten betreten hatte, wälzten die Landlente Steine
und Baumstämme auf die unten ziehenden geharnischten Reiter, die auf
dem steilen, gefrornen Boden ohne festen Halt waren und keinen Wider-
stand zu leisten vermochten. 1500 Ritter sollen damals erschlagen worden
sein. Darauf erneuerten die Waldstätten den Ewigen Bund, aus dem
die Schweizer Eidgenossenschaft hervorgegaugeu ist. Lnzern,
Zürich, Glarus, Zug und Bern traten später bei. 1386 versuchte
Leopold III. von Österreich diese „acht alten Orte" zu unterwerfen,
aber er wurde bei SemPach geschlagen und fiel. Sein Sohn, LeopoldIV.,
erlitt zwei Jahre später bei Näfels eine vollständige Niederlage. Hierauf
wurde die Freiheit der Schweizer von den Habsbnrgern zunächst nicht
wieder beeinträchtigt.
Das stolze Selbstbewußtsein der freien Baueru hat manches zur Ge-
schichte ihrer Befreiungskämpfe hinzugedichtet. Gleichzeitige Berichte wissen
nichts von den Landvögten Geßler und Landenberg, auch nichts von dem
Schützen Tell.
b) Der Schwäbische Städtebnnd. Die freien Reichsstädte in
Schwaben hatten ebenso wie die zehn „kaiserlichen" Städte im Elsaß,
Colmar, Schlettstadt, Hagenau, Weißenburg und einige kleinere
und wie die rheinischen Städte einen Bund zn „Schutz und Trutz gegen
jedermann" geschlossen, der die Vernichtung des mächtigen Adels und die
Bildung einer freien, der Schweiz nachgebildeten Eidgenossenschaft be¬
zweckte. Gleichzeitig wollte der niedere Adel seine Lehnsverpflichtungen
gegen den höheren aufgehoben wissen. So entbrannte ein Krieg aller
gegen alle. Die mächtigsten Großen waren damals in Schwaben die
Grafen von Württemberg. Wegen Mißbrauchs der Landvogtei von deu
Städten beim Kaiser verklagt, war Eberhard der Greiner (Zänker) oder
Rauschebart (1344—1392) von diesem zum Frieden gezwungen worden,
lebte aber doch ununterbrochen in Fehden. Graf Eberstein und Wolf
von Wnnnenstein wollten ihn 1367 in Wildbad gefangennehmen, aber
er entkam. Sie gehörten zu den Schleglern oder Martinsvögeln,