II. Rhschnikk.
Vom westphälischen F etz. ws. z französischen Revolution
(1618-1789).
§. 10. Die Vorherrschaft Frankreichs in Luropa unker Iudwig XIV.
Lu d wi g XIV. war bei seines Vaters Tode noch ein Kind,
deshalb führte seine Mutter Anna v on OÖ esterreich (eine
Schwester Philipps IV. von Spanien) die Regentschaft. Jhr zur
Seite stand als Minister der Kardinal Mazarin, ein schlauer
Italiener, der nach Richelieu's Beispiel die Erhöhung der könig-
lichen Macht betrieb. Es gelang ihm, den Adel, der mehrfache Unruhen
erregte, niederzuhalten und dabei zugleich durch vortheilhafte Frie-
densschlüsse (den westphälischen 1648 und pyrenäischen 1659) die
Grenzen Frankreichs zu erweitern. Er erhielt sich in seiner Stel-
lung bis an seinen Tod (1661). Ludwig, der sich schon längere
Zeit darnach sehnte, selbst zu regieren, nahm jetzt ohne einen
Premierminister die Leitung der Geschäfte in seine kräftige Hand.
Er vollendete das, was die beiden Ministerkardinäle angestrebt
hatten, nämlich die Vereinigung aller Macht in Frankreich in der
Hand des Königs. Frankreich wurde eine vollkommen absolute
Monarchie.
! Der Ehrgeiz trieb Ludwig XIV. zur Erweiterung seines
Reiches. Bevor er sich aber in eine derartige Unternehmung ein-
ließ, trachtete er reichliche Mittel hiefür zu gewinnen. Jn dieser
Beziehung stand ihm sein Finanzminister C o l b er t hilfreich zur
Seite; durch die unermüdliche Bemühung desselben wurden viele
Mißbräuche in der Verwaltung abgeschafft, Gewerbe und Handel
unterstützt, so daß sich binnen kurzem das reine Einkommen des
Staates von 32 Millionen Livres auf 63, also fast auf das Dop-
pelte hob. Dies setzte den König in den Stand, die Marine auf
eine nicht dagewesene Höhe zu bringen und das Heer auf einen
achtunggebietenden Fuß zu stellen. Er war hiebei von ausgezeich-