fullscreen: Biographische Geschichtsbilder aus alter und neuer Zeit für den vorbereitenden geschichtlichen Unterricht (Quinta) (2)

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Kyros. 
dazu am besten. Die andern Kinder nun thaten, was ich gebot; dieser 
aber war ungehorsam und hatte nicht acht darauf; dafür mußte er büßen. 
Habe ich deswegen eine Strafe verdient, stehe, hier bin ich". 
Als der Knabe so sprach, ging es dem Astyages plötzlich auf, daß 
er ihn kenne: die Züge des Gesichtes bäuchten ihn wie feine eigenen 
und die Antwort wie eines Edlen Rede; die Zeit der Aussetzung stimmte 
mit betn Alter bes Knaben. Betroffen schwieg er etne Zeitlang still; 
eublich sammelte er sich unb sprach, um den Rinberhirten allein zu ver¬ 
hören, zu bent Kläger: „Ich werbe sorgen, baß bir unb beinern Sohne 
Recht geschieht". 
So entließ er jenen, ben Kyros aber führten bie Diener auf 
Astyages' Befehl in bas Haus. Als Astyages so bett Hirten allein vor 
sich hatte, fragte er ihn, woher er bett Knaben habe, und wer ihm den¬ 
selben übergeben. Der Hirt sagte zuerst, es wäre fein eigener Sohn; 
aber als Astyages bett Lanzenträgern winkte, baß sie ihn ergriffen, gestattb 
er alles, was vorgegangen, von Anfang bis zu Eube nach ber Wahrheit 
unb flehte um Verzeihung. Astyages aber zürnte bent Hirten nicht so 
sehr; er ließ bie Magier rufen unb fragte sie nach feinem früheren 
Traumgeficht. Sie aber sagten wieberum wie bantals, ber Knabe müsse 
König werben, wenn er ant Leben bliebe. Da erwiberte er ihnen: „Der 
Knabe lebt uttb ist erhalten, bie Kinder bes Dorfes haben ihn zum 
Könige gemacht; unb er hat ganz so gethan, wie bie wirklichen Könige; 
er hat Lanzenträger, Thürwächter unb Boten bestellt unb was sonst noch. 
Nun, wohin büttket euch bas zu zielen?" 
Sprachen bie Magier: „Wenn ber Knabe erhalten ist und König 
war ohne jemandes Zuthun, so sei seinetwegen unbesorgt unb gutes 
Mutes; denn nun wird er nicht ein zweitenmal herrschen. Auf nichtiges 
ist manche unserer Wahrsagungen hinausgekommen, unb was auf Träumen 
beruht, ist erst recht hinfällig. Den Knaben aber fenbe fort, daß er 
dir aus den Augen komme, zu den Perfern und feinen Eltern". 
Astyages freute sich über biefen Bescheib, rief ben Kyros uttb sagte 
ihm: „Mein Kittb, ich habe bir unrecht gethan um bes Traumgesichtes 
willen, beitt Geschick aber hat bich erhalten. Gehe nun in Frieben zu 
ben Perfern, ich werbe bir Geleit geben. Dort wirst btt einen Vater unb 
eine Mutter finben von anberer Art als ber Rinberhirt unb feine Frau". 
Also sprach Astyages unb entließ ben Kyros in Frieben. Als biefer 
in Kambyses' Haus kam, nahmen ihn die Eltern auf, und als sie alles 
vernommen, herzten und küßten sie ihn; bettn sie hatten nicht mehr ge¬ 
hofft, ihn am Leben zu finben.
	        
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