Von der Wegführung nach Babylon bis zum Abschluß des Talmud.
Die Schriftgelehrten, Tannaim und Amoraim.
(586 vor bis 500 nach Beginn der christl. Zeitrechnung.)
Erste ABteilung.
Von der Zerstörung des ersten bis zur Zerstörung des zweiten
Tempels.
'186 vor bis 70 nach Beginn der christl. Zeitrechnung.)
Erster Abschnitt.
Die Juden unter babylonischer Herrschaft.
(586 538 vor Beginn der christl. Zeitr.)
Schmerzen der Weggeführten. Erst in der babylonischen Gefangen-
schaft erkannten unsere Väter den unvergänglichen Wert ihrer herrlichsten
Kleinodien, des Gotteswortes und des Vaterlandes. Wohl mögen viele
an heidnische Sitte und Anschauung bereits Gewöhnte schnell in der
Fremde heimisch geworden sein und andere gegen höhere Interessen
Gleichgiltige sich allmählich in die neuen Zustände eingelebt haben.
Ein Teil des Volkes sonderte sich von diesen wie der Weizen von der
Spreu. Die edelsten Glieder der Nation, die im eigenen Lande von
den sittlichen Schwächen und Gebrechen der Zeit befallen war, fanden sich
in der Verbannung zusammen im gemeinsanien Schmerz über das ver-
lorene Vaterland und in der Klage um Jerusalem. Hier strömten sie
ihr Leid in unvergessenen Weisen aus:
„An den Wasserbächen Babels
saßen wir und weinten,
wenn wir an Zion dachten!
Wir hängten an die Weiden
unsere Harfen,
denn dort forderten, die uns ins Elend führten,
uns zum Gesange,
die uns verhöhnten, uns zur Freude auf:
„Singet uns von den Gesängen Zions !“
Wie sollen wir göttliche Lieder
auf fremder Erde singen?
Ehe dein ich vergesse, Jerusalem,
soll meine Rechte erstarren,
soll meine Zunge mir am Gaumen kleben,
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