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eines preußischen Landrechtes, daß das römische Recht zurückdrängen
sollte. Doch kam dieses erst unter seinem Nachfolger zustande. Der Gang der
Prozesse wurde beschleunigt, die Folter eingeschränkt und die Einleitung
von Hexenprozessen verboten. Die verbesserte Polizei sorgte in Stadt und Land
für Ordnung und Einhaltung der jährlich festgesetzten Einheitspreise für die
wichtigsten Lebensmittel. Da der König erkannte, daß nur eine gebildete
Bevölkerung den Fortschritt des Reiches verbürge, führte er die allgemeine
Schulpflicht in Preußen ein und errichtete gegen tausend neue Schulen.
Nur für Kunst und Wissenschaften zeigte der durchaus auf das
Praktische gerichtete Herrscher wenig Interesse. Er betrachtete sie mit
Ausnahme der Theologie und Medizin als brotlose Künste. Unter ihm
wurde viel gebaut. Doch handelte es sich um Festungen, Kasernen, Armen-
häuser, Schulen und Kirchen, die alle des äußern Schmuckes entbehrten.
h Trotzdem Friedrich Wilhelm I. mit Leib und Seele Soldat war,
mied er nach Möglichkeit kriegerische Verwickelungen, mußte aber doch
an den großen europäischen Kriegen teilnehmen. Jm spanischen Erbfolge-
krieg erwarb Preußen Obergeldern, im nordischen Kriege Vorpommern
mit der Insel Rügen und die Herrschaft über das deutsche Küstengebiet
an der Ostsee zwischen Oder und Peene (1720). Seit dieser Zeit benützte
er die Zeit des Friedens, um die Stellung seines Hauses und seines
Reiches zu festigen, weshalb er auch die pragmatische Sanktion und somit
die Erbfolge Maria Theresias in Österreich anerkannte. Als Entgelt wurde
ihm die Anwartschaft auf das Herzogtum Berg zugesichert. Da der Kaiser
das Versprechen nicht hielt, glaubten sich später sowohl der König als auch
sein Sohn Friedrich durch die Abmachungen nicht weiter gebunden.
Häusliches Leben und Erziehung des Kronprinzen.
Friedrich Wilhelm hielt in seinem Familienleben streng auf Ehr-
barkeit und Zucht, verlangte aber auch unbedingten Gehorsam. Die unter
französischem Einfluß an deutschen Fürstenhöfen zunehmende Sittenlossigkeit
war ihm deshalb ein Greuel. Seine Zerstreuung suchte und fand er in
dem Tabakskollegium zu Potsdam, einer zwanglosen Vereinigung von
Generalen, Ministern und Räten. Die Abende widmete er sich als Haus-
vater stets seiner Familie.
Die größte Fürsorge wandte er der Erziehung seines Sohnes und
einstigen Nachfolgers Friedrich (geb. 1712) zu. Er wollte aus ihm einen
frommen Christen, einen sparsamen Hausvater und einen tüchtigen Soldaten
machen. Deshalb ließ er ihn von Wissenschaften nur das Nötigste lernen,