Full text: Vom Beginne des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart (Teil 3, [Schülerband])

Leopold I. 
A 
ar auch zum deutschen Kaiser gewählt wurde; denn Ludwig XIV. 
trat selbst als Bewerber um die Kaiserwürde auf und fand Ent- 
gegenkommen bei den westlichen Kurfürsten. Leopold mußte sich 
bei seiner Wahl neue Beschränkungen der Kaisergewalt gefallen 
lassen; insbesondere mußte er versprechen, sich jeder Teilnahme 
am Französisch-spanischen Kriege (S. 35) zu enthalten. 
Leopold I. war ein streng katholisch gesinnter, wohlwollender 
und sehr gebildeter Herrscher, besaß aber wenig Tatkraft; obwohl 
friedliebend, mußte er fast seine ganze Regierungszeit hindurch 
Kriege führen. Während Österreich unter ihm ausgezeichnete Feld- 
herren hatte, war er in der Wahl seiner Staatsmänner weniger glück- 
lich: mehrere von ihnen standen sogar in französischem Solde. 
i. Die Kämpfe Leopolds mit den Ungarn und den Türken. 
Daß Leopold auch in Ungarn die Gegenreformation und den 
Absolutismus durchzuführen suchte, rief daselbst mehrere Empörungen 
hervor, die von Ludwig XIV. und den Türken unterstützt wurden, 
weshalb der Kaiser auch mit den letzteren in Krieg geriet. In diesem 
hatten die Feldherren freie Hand und errangen daher große Vor- 
teile. (Vgl. dagegen S. 37.) ; 
a) Der erste Türkenkrieg (1663 und 1664). Die Veranlassung A Y 
zu diesem Kriege war, daß der Sultan in einem Streite um die 
Fürstenwürde von Siebenbürgen den ungarischen Großen Michael 
Apaffy zum Fürsten einsetzte, was der Kaiser nicht dulden wollte; 
deshalb begannen die Türken den Krieg. Sie eroberten Neuhäusel, 
das wichtigste Bollwerk der Habsburger im nordwestlichen Ungarn, 
wurden aber von Montecuculi mit Unterstützung französischer Truppen 
bei St. Gotthard besiegt (1664); es war dies der erste größere Sieg 
über die Türken in einer Landschlacht. Gleichwohl war der Friede 
von Eisenburg für den Kaiser nicht günstig; denn es blieb Neuhäusel 
im Besitze der Türken und Apally wurde als Fürst Siebenbürgens 
anerkannt, doch gestand die Pforte dem Lande das freie Wahlrecht 
des Fürsten nach seinem Tode zu. Mangel an Geld, Mißtrauen gegen 
Jie Magyaren und die Besorgnis vor Ludwig XIV. veranlaßten den 
Kaiser zur Nachgiebigkeit. 
b) Leopolds ungarische Politik und die Magnatenverschwörung. 
In Ungarn klagte man schon seit längerer Zeit über die fremden 
(deutschen) Truppen, die im Lande gegen die Türken unterhalten 
wurden. über die Verfolgung der protestantischen Prediger und die 
1664. 
Zacehe. Geschichte der Neuzeit Ill.
	        
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