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nach Berlin zurück. Bald darauf ließ er sich allein in der Schloßkapelle zu 
Charlottenburg das „Herr Gott, dich loben wir" singen und senkte dankbar 
mit Thränen das Haupt vor seinem Herrn und Gott. 
V. Friedrichs weitere segensvolle Regierung. 
1. Förderung der Erwerbsthätigkeit. — Sobald der Friede ge¬ 
schlossen war, verteilte der König Saatkorn unter die verarmten Land¬ 
leute; er gab Militärpferde für den Ackerbau her, unterstützte die notleiden¬ 
den Gegenden mit Geld und baute die niedergebrannten Ortschaften wieder 
auf. Friedrich kannte die wirts chaftlicheLage seiner Bauern 
genau. Er bewahrte sie vor willkürlicher Plackerei mit Hand- 
und Spanndiensten und vor übler Behandlung. „Kein Bauer soll mehr als 
drei Tage in der Woche Hofdienste thun," bestimmte er. Durch die Beamten 
ließ er die Bauern anweisen, wie sie den Boden verbessern müßten, 
wozu ihnen der Anbau der Lupine, der Kartoffeln, des Klees nützen 
könne. Ihm ist es zu danken, daß in den meisten Dörfern die Gemein- 
weiden geteilt und die Felder der einzelnen Bauern möglichst zusammen¬ 
gelegt wurden. Aus den Kr eis b anm sch ulen, die der König anlegen 
ließ, erhielten die Landleute Obstbäume für ihre Gärten. Wo es nur an- 
ging, ließ der König auch Maulbeerbäume pflanzen und Seidenbau ein¬ 
richten. Damit eine bessere Wolle erzeugt werde, ließ er edle Schafe mit 
feiner Wolle aus Spanien kommen; die Schäfereien des Landes bezogen nun 
aus den königlichen Stammschäfereien bessere Tiere. 
Zu seiner Zeit wurde Berlin eine Fabrikstadt. Der König 
förderte mit großem Eiser die hier neu errichtete Porzellanfabrik, in 
Schlesien besonders die Linnenweberei, welche damals den Webern 
im Gebirge einen guten Verdienst gewährte. Um zu verhüten, daß sein Volk 
durch Wucher herunterkomme, sorgte der König dafür, daß Kaufleute und 
Gutsbesitzer (gegen Verpfändung ihres Besitzes durch „Pfandbriefe") in 
Banken Geld zu billigen Zinsen bekamen. Daß der König damals 
die Accise durch französische mit dieser Sache sehr vertraute Beamte 
verwalten und hohe Steuern für Kaffee erheben ließ, war vielen 
Unterthanen des Königs unangenehm; denn der Kaffee fing an ein beliebtes 
Getränk zu werden und verdrängte die Biersuppe. Der Handel mit Salz 
und Wachs war damals allein in der Hand des Staates (Salz-, Wachs¬ 
monopol); bei dem Verkaufe dieser Waren wurde die Steuer auf dieselben 
mit erhoben. 
2. Umgestaltung Westpreußens. — Zu Friedrichs des Großen Zeit war 
es sicher, daß das Königreich Polen dem Untergange entgegengehe. Um nun
	        
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