Full text: Geschichte des preußischen Vaterlandes

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schlugen die zum Schutze herbeieilenden Bürger und führten 
eine Anzahl gefangen fort. Darauf machten sich die Bran¬ 
denburger, geführt von dem Ritter Wichard von Rochow, 
welcher ihnen Nachbar und befreundet war, in großer Schar 
auf und vergalten den Magdeburgischen den Raubzug, indem 
sie brannten und raubten, was ihnen in die Hände siel. 
Der Statthalter von Bredow war alt geworden und seines 
mühevollen Amtes satt. Er übergab also sein in der Nähe 
der Stadt Brandenburg gelegenes, sehr festes Schloß Plaue 
seinem Schwiegersöhne Hans von Quitzow. Auf diesen 
ging auch die Statthalterschaft über. Damit war der Bock 
zum Gärtner gesetzt. 
Die Märker freuten sich anfangs über diesen Wechsel, 
denn Quitzow war ein tapferer Ritter und gebot über eine 
achtbare Streitmacht. Aber wie täuschten sie sich in ihm! 
denn der neue Statthalter setzte sich im geheimen in das 
Einvernehmen mit den Magdeburgischen und überfiel mit ihnen 
die Stadt Brandenburg. Die Bürger hatten kaum noch Zeit, 
die Thore zu schließen. 
So mißglückte der Ueberfall, denn die Stadt war um¬ 
schlossen von einer hohen Mauer, dann folgte ein Graben, 
dann ein hoher Erdwall, dann wieder ein Graben. Von 
der einen Seite war sie durch die Havel gedeckt. Feste Thore 
und Türme unterstützten die Verteidigung. Die Bürger waren 
tapfer und in den Waffen wohl geübt. Es gab damals keine 
Soldaten, die Bürger mußten selbst ihre Stadt hinter den 
Mauern, wie in offener Schlacht verteidigen. Daher waren 
sie bewaffnet mit Panzer, Helm und Schild, mit Armbrust 
und Speer. Die Zünfte, das heißt, die Handwerksgenossen¬ 
schaften, bildeten die einzelnen Abteilungen dieser Bürgerwehr; 
ein Stadthauptmann übte und führte sie im Kampfe. Da¬ 
mals hatte Brandenburg schon schwere Geschütze, sogenannte 
Büchsen, welche ein Büchsenmeister bediente. 
Da konnten Quitzow und seine Bundesgenossen nichts aus¬ 
richten. Aber dreihundert Schweine, welche sich auf der Weide 
befanden, erreichten die Stadt nicht mehr; diese trieben die 
Feinde als Siegesbeute fort. 
Das geschah im Jahre 1401 am Tage der heiligen Jung. 
frau Margareta. — 
Die Märker wandten sich nun an Jobst, erhielten aber 
feine Hilfe, ja lange Zeit nicht einmal eine Antwort. Endlich 
ließ er sich erweichen, setzte den ungetreuen Statthalter ab, 
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