Diokletian und Konstantin.
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heiten wurden einander gleichgesetzt, ein Anzeichen, daß eine mono¬
theistische Auffassung immer allgemeiner wurde.
Unter solchen Umständen gewann das Christentum immer Christentum
mehr Anhänger. Es befriedigte am meisten das Verlangen nach
einem liebenden und allgütigen Gott, es war eine Religion der Er-
lösung, eine Religion für die Armen und Elenden, für die Schwachen
im Geiste; eine Religion, deren Bekenner in geschlossenen Gemeinden
Werke der Liebe pflegten, in strenget Zucht über die Sittlichkeit und
Reinheit ihres Gemeinschaftslebens wachten und für ihren Glauben in
großer Zahl gern und freudig in den Tod gingen, weil sie die Krone
des ewigen Lebens vor sich sahen. Nero hatte sie als Brandstifter
verfolgt. Der römische Staat, der sonst so duldsam gegen die aus
der Fremde eingeführten Religionen war, nahm den Christen gegen-
über eine andere Stellung ein, weil diese, in ihrem unbedingten Mono¬
theismus jeden anderen Gottesdienst ablehnend, die göttliche Ver¬
ehrung der Kaiserbilder, die zur Staatsreligion geworden war,
verweigerten und sich dadurch eines Verbrechens gegen den Staat, des
Hochverrats schuldig machten. So wurden unter T r a j a n die Christen,
wenn sie angezeigt wurden und nicht widerriefen, gerichtlich bestraft;
heftiger war ihre Verfolgung unter Mark Aurel in Kleinasien.
Alexander (Bebe r lt s liefe in seiner Privatkapelle auch ein Bild
Christi aufstellen. Besonders hart verfuhren gegen sie Decius,
der zuerst eine allgemeine Christenverfolgung eintreten liefe,
und mehrere feiner Nachfolger, denen bei ihrem Streben, die alt-
römische Staatsgesinnung wieder zu erwecken, das passive Verhalten der
Christen gegen den Staat verhaßt war. Viele von ihnen haben tri
der Not ihren Glauben abgeschworen und sich dazu verstanden, dem
Kaiser zu opfern. Aber nie hat es auch an Märtyrern gefehlt; sie
sind der „Same der Kirche" geworden. Das Christentum breitete sich
stetig aus; es entwickelte eine reiche Literatur, die der Kirchen¬
väter, und schuf sich eine eigenartige -K u n ft.1)
Diokletian und Konstantin.
§ 130. Diokletian. Im Jahre 284 wurde vom Heere Diokle -
tianns, der Sohn eines dalmatischen Sklaven, auf den Thron er¬
hoben. Mit den Neuerungen, die er in der Verfassung und Verwaltung
1) Die Katakombenmalereien; die altchristliche Plastik (die Sarkophage,
der gute Hirte); die Basiliken (vgl. Bd. II).