I. Zustand der europäischen Staaten nach 1648.
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Teile Ungarns, in Siebenbürgen, der Moldau und Walachei, dem
Küstenlande des Schwarzen Meeres und der ganzen Balkanhalb¬
insel besteht. — Russland gehört dem System der europäischen
Staaten noch nicht an.
2. Hauptströmungen im inneren Leben der
europäischen Yölker.
Das religiöse Interesse tritt im staatlichen wie geistigen Leben
der europäischen Yölker mehr und mehr zurück. Im Vorder¬
gründe des ersteren steht die Ausbildung der unumschränkten
Fürstenmacht, der schon die frühere Periode allmählich zu¬
gestrebt hatte (s. Teil II S. 108) und die durch die Reformation
gefördert war (Teil II S. 123). Darin liegt insofern ein geschicht¬
licher Fortschritt, als das durch die feudale Entwickelung ver¬
loren gegangene Staatsbewufstsein wieder wachgerufen wurde und
gegenüber der ständischen Interessenwirtschaft der Gedanke einer
Regierung zum Besten der Gesamtheit in die Erscheinung trat.
In England führte der Versuch die absolute Monarchie herzu¬
stellen zu ihrem zeitweiligen Sturze und dann zur Aufrichtung
der parlamentarischen Verfassung. Für den Kontinent wurde das
Vorbild Frankreichs mafsgebend, wo der von Richelieu und Maza-
rin vollendete fürstliche Absolutismus von Ludwig XIV. ins Mafs-
lose übertrieben und in seinen Grundsätzen verfälscht wurde.
Nicht geschah das jedoch in Brandenburg, wo der Grofse Kur¬
fürst der eigentliche Gründer des preufsischen Staats auf der
Grundlage eines gesunden und alle Kulturarbeit fördernden fürst¬
lichen Absolutismus wurde. Zugleich begann der deutsche Geist
aus der grauenvollen Verwüstung des Dreifsigjährigen Krieges
sich zu erheben und zum Teil in Anlehnung an fremde Vor¬
bilder, zum Teil in bewufstem Gegensätze zu ihnen ein neues
Leben zu entfalten.
II. Die englische Revolution.
1. Kämpfe zwischen Königtum und Parlament 1603—42.
a) Jakob I. (1603 — 25). Die von Thomas Cranmer gegrün¬
dete und von Elisabeth wiederhergestellte Hochkirche fand in
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