Metadata: Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum

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entdeckt, und die Theilnehmer, unter denen Söhne des Brutus selbst 
waren, wurden zum Tode verurtheilt. Brutus sah, wiewohl mit 
blutendem Herzen, der Hinrichtung seiner Söhne zu; so sehr überwog 
in ihm die Liebe zum Vaterlande und zur Freiheit alle anderen Ge¬ 
fühle. Nun wandte sich Tarqninius an benachbarte Staaten und 
Fürsten, daß sie ihn mit Waffengewalt in sein Reich wieder ein¬ 
setzten. Unter diesen war der bedeutendste > Porsenna, König von 
Clnsium in Etrurien. Er rückte'gegen Rom, eroberte die auf dem 
rechten Ufer des Tiber gelegene Seite, die Festung Janicnlurn, und 
war im Begriff, über die zur Stadt führende hölzerne Brücke vor¬ 
zudringen, als sich ihm ein entschlossener Jüngling, Horatins Cocles, 
nebst zwei Gefährten entgegenstellte nnd den Zugang so lange ver¬ 
theidigte, bis die Brücke hinter ihm abgebrochen war. Dann sprang 
er, nachdem er seine Begleiter noch zur rechten Zeit fortgeschickt 
hatte, in den Tiber und rettete sich trotz der ihm nachgesendeten Ge¬ 
schosse glücklich an's andere User. Porsenna beschloß nun, da der 
Sturm mißlungen war, die Stadt zu belagern; er ließ Schiffe 
kommen und schloß dann die Stadt so enge ein, daß ihr eine Hun¬ 
gersnoth drohte. Da begab sich ein müthiger Jüngling, Cajns 
Mueius, der nachher den Beinamen Scävola erhielt, in das Lager 
des Porsenna mit dem Entschluß, den König zu tödten. Als er 
dorthin kam, wurde den Soldaten gerade der Sold ausgezahlt; neben 
dem Könige saß sein Schreiber in gleichem Anzug. Diesen hielt 
Mueius für den König und erstach ihn. Ergriffen und verhört 
gestand er feine Absicht, und als der König ihm mit der Folter 
drohte, wenn er nicht weitere Geständnisse machte, steckte er seine 
Hand in ein dastehendes Becken mit glühenden Kohlen und ließ sich 
dieselbe ruhig verbrennen. Erstaunt schenkte ihm Porsenna das Leben; 
da theilte er ihm mit, daß noch dreihundert römische Jünglinge sich 
verschworen hätten, den König zu tödten; ihn habe das Loos zuerst 
getroffen. Besorgt für sein Leben ließ Porsenna in Rom Friedens¬ 
bedingungen antragen, auf die man einging. Er zog ab, nachdem 
ihm Geiseln gestellt waren. Unter diesen war eine Jungfrau, Clölia 
mit Namen; diese schwamm in der Nacht mit einer Schaar ihrer 
Gefährtinnen über den Fluß und brachte alle wohlbehalten nach Rom. 
Auf Porsenna's Forderung wurden sie zwar wieder ausgeliefert, aber 
der König, voll Verwunderung ihres Muthes, gab der Clölia die
	        
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