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geht er 84 m tief durch Muschelkalk, dann 57 m durch Mergel, hieraus
kommt 40 m dick Thon und Gips und zuletzt der 10 m mächtige Salzfelsen.
Bald sind wir in der Tiefe; unsere Lampen gewähren nur spärliches Licht,
und lautlos folgen wir dem Führer in diese unbekannte Welt, in welcher
uns warme, von Salztheilchen erfüllte Luft umfängt. Zuvörderst nimmt
uns eine große Rotunde auf, um welche oben rings eine durchbrochene
Gallerie läuft, alles in Steinsalz gehauen. Jetzt gehen wir lange Zeit
in südwestlicher Richtung, bis der Führer in eine „Hauptstrecke" einbiegt,
welche 4 m breit und 82 m lang sich schnurgerade hinzieht und die
Herrlichkeit des Baues in vollem Maße schauen läßt. Von 4 zu 4 m stehen
rechts und links an der Straße gewaltige, allweg 4 m breite Salzstein¬
pfeiler, zwischen welchen sich nach beiden Seiten hin ähnliche Gänge in die
Quere erstrecken, während in gleicher Längenrichtung mit unserer Haupt¬
straße über 60 solche Salzstraßen sich hinziehen, theils schon ganz ab¬
gebaut theils noch im Betrieb befindlich. Die Salzpfeiler bleiben stehen,
um das ungeheure Steindach zu tragen, das sich über dieser unterirdischen
Salzstadt wölbt. Wohin wir blicken, wohin wir gehen, nichts als
Salz und Salz, aber allerdings nicht weiß sondern grau und matt¬
glänzend, weil mit Thon gemischt und durch Pulverdampf geschwärzt. Rur
hin und wieder stößt der Bergmann auf Nester reinen, durchsichtigen Kristall¬
salzes, von welchem wir uns ein Stückchen zum Andenken ausbitten dürfen,
wenn wir das Bergwerk wieder verlassen.
3. Schweigend und staunend schreiten wir durch die Strecke dahin.
Siehe, da steht ein gewaltiger Obelisk, aus einem Salzpfeiler gehauen und
von vier Säulen, den Ecken des Pfeilers, umgeben. Aus einer Seitenstraße
aber schimmern uns schwache Lichter entgegen, und hie und da vernehmen
wir ein Rollen wie von fernem Donner. Was mag das sein? Wir
gehen auf die Lichter zu und kommen bald zu einem Bergmann, der beim
Schein des Grubenlichtes mit eisernem Schlegel und Meißel am Salz¬
felsen ein Sprengloch einarbeitet. Mit einem „Glück auf!", das er freund¬
lich erwidert, gehen wir an ihm vorüber und treten zu einem andern
Bergmann, der mit einer Bohrmaschine schneller seine Arbeit fertig haben
wird. Während wir ihm zusehen, ertönt der Ruf: Beim Schilling brennts!
Da heißt der Führer uns stille stehen. Der Bergmann Schilling hat
nemlich sein Sprengloch mit Pulver oder auch bloß mit brennbarem
Salpeter gefüllt und den dazu fiihrenden Schweselfaden angezündet. Jetzt
warnte er vorschriftmäßig durch seinen Ruf, damit niemand dem gefähr¬
lichen Orte sich nahe. Richt lange steht es an, so hören wir einen Knall
wie von einer Kanone, und lange rollt der Donner in den Gängen dahin.