180 IV. Die Gründung der Nationalstaaten und des Verfassungslebens.
®. Schadow Auffassung. (Ariadne, Schillerbüste.) In Berlin, wo schon G. Schadow
1764—1850. her Neuzeit ihr Recht zu wahren versucht hatte (die Helden der fridericia-
Chr. Rauch nischeu Zeit auf dem Ziethenplatz), verschmolz Chr. Rauch den Adel antiker
1777—1857. gornt mit deutscher Innigkeit und energischer Charakteristik. (Grabmal im
Mausoleum zu Charlottenburg, Denkmal Friedrichs d. Gr., die Helden der
Freiheitskriege in Berlin.) Im ganzen beherrschte, da der harte Marmor
der Romantik widerstand (Schwanthaler), Rauchs Klassizismus die Epoche;
E. Rietschel erst am Ende derselben begann E. Rietschel in modernen Formen ideale
1804-1861. Gedanken und edle Charakteristik realistisch zu offenbaren. (Lessing in
Braunschweig, Luther in Worms, Schiller und Goethe in Weimar.)
Malerei. Die deutsche Malerei entzog sich schon seit 1810 dem Einfluß der
Die Nazarener. Antike, und ihre Künstler (Overbeck, Cornelius, Schnorr von Carols-
feld, Führich, Steinle u. s. w.) suchten in Rom die christliche Kunst auf,
Peter deshalb Nazarener genannt. Cornelius, voll Tiefsinns und erhabenen
Cornelius Schwungs, wuchs bald über diesen Kreis hinaus. (Fresken am Alten Museum
1783-1867. -n Berlin, Entwürfe zu Fresken für den Campo Santo, die apokalyptischen
Reiter u. s. w.) Doch fehlte es ihm an Sinn für Farbengebung. Die
Die Romantiker.romantische Richtung wurde in herrlichen Werken von Alfred Rethel
A. Rethel (Hannibals Alpenzug, Totentanz, 1848), Mo r. von Schwind (Melusine,
Schwind Sieben Raben u.s.w.) und in volkstümlich idyllischen von Ludwig Richter
1801—1871. (Vaterunser, Gieb uns unser täglich Brot, Der Sonntag, Fürs Haus
L. Richter u s tu.) vertreten.
18Wit884' In der Musik beherrschten zwar die Italiener (Spontini, Rossini,
Die italienische Bellini, Donizetti, Verdi) und Franzosen (Boieldieu, Auber) und an sie
und französische ^ anschließend Meyerbeer mit ihrer effektvollen, ohrenkitzelnden, oft auch
Die?eutsche geistreichen Musik die Opernbühne. Aber siegreich trat ihnen in Deutschland
Oper. K. M. von Weber, der in seinem „Freischütz" den ganzen Reichtum deutschen
Karl Maria Gemütes erklingen ließ, entgegen. Ihm schloffen sich Heinr. Marschner
1786—1826. (Hans Heiling), der volkstümliche Alb. Lortzing (Zar und Zimmermann)
und der heitere Nikolai (Die lustigen Weiber) an. In seinem kurzen,
Franz Schubert entsagungsreichen Leben schenkte Franz Schubert der Welt eine Fülle der
1797—1828. Ueder von ewiger Schönheit, während Friedrich Silcher dem deutschen
^‘ss^mo) Volk manch wehmütig süßes Lied aus der Seele sang, der Uhland es an-
Volkslieder. vertraut hatte. Felix Mendelssohn - Bartholdy offenbarte in seinen
8- Mendelssohn formvollendeten Tondichtungen Zartheit und Innigkeit, oft auch, wie be¬
sonders in seinen Oratorien (Paulus, Elias), geniale Kraft. Er lehrte die
Schumanns Deutschen wieder ihren großen I. S. Bach kennen. Rob. Schumann, an
Romantik Schöpferkraft ihm wohl noch überlegen, lieh der Romantik eine neue, freie
i8io 1856. Tonsprache voll frischen Zaubers. Karl Loewe vertonte eine große Anzahl
deutscher Balladen mit Geist und sinnlicher Klangfülle. Gesangvereine fingen
an, die Musik einfachen und großen Stils zu pflegen. Doch spreizte sich
in den Konzertsälen das Virtuosentum.
Poesie. In der Poesie schloß Goethe (1749—1832) mit seinem „Faust"
Goethes Faust, sein Leben ab, ein Weltgedicht, das Himmel und Erde umspannt und im
Lyrik. Einzelschicksal das der Menschheit offenbart, an Wahrheit und Weisheit nn-
uhland ergründlich, an Schönheit unvergänglich. Uhland gab den Empfindungen
1787-1862. der deutschen Volksseele einen einfachen und doch reichen, tiefen Ausdruck,