Der Spanische Erbfolgekrieg.
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Die französischen Heere beschränkten sich nicht auf die Verteidigung,
sondern drangen zweimal über den Oberrhein nach Bayern vor. Unter-
stützt von einem französischen Heere, eroberte Max Emannel Tirol bis
zum Brenner, und seine Truppen, obwohl durch einen Aufstand der Tiroler
wieder vertrieben, behaupteten Süddeutschland, ja sie eroberten Passau.
Erst im Jahre 1704 wurde eine Wendung zugunsten der Verbündeten
herbeigeführt. Prinz Eugen hatte im Kriegsrate zu Wien die Ansicht
vertreten, daß dem Kaiserstaate nicht von Italien, sondern von Bayern
her die größere Gefahr drohe, drang aber erst nach dem Falle von Passau
mit seiner Meinung durch. Er entwarf darauf den Plan zu einem gemein-
samen Feldzuge der verbündeten Heere an der oberen Donau, der im
Jahre 1704 zur Ausführung gelangte. Während er selbst ein kaiserliches
Heer die Donau aufwärts führte, eilte Marlborough durch Franken nach
Schwaben und schlug die Feinde am Schellenberge bei Donauwörth. Nach-
dem sich darauf beide Feldherren vereinigt hatten, brachten sie dem bayrisch-
französischen Heere bei Höchst ädt eine vernichtende Niederlage bei. Darauf
räumten die Franzosen Süddeutschland und waren fortan dauernd auf
die Verteidigung zurückgeworfen. Der Kurfürst von Bayern wurde
geächtet.
Zwei Jahre später wurden die Franzosen von Prinz Eugen durch den Sieg
bei Turin, bei dem sich die preußischen Truppen wiederum unter dem Befehl
des Herzogs Leopold von Anhalt-Dessan (Dessauer Marsch) großen
Ruhm erwarben, aus Oberitalien verdrängt und in demselben Jahre von
Marlborough durch die Schlacht von Ramillies zur Räumung sast aller
größeren Städte in den spanischen Niederlanden gezwungen.
Im Jahre 1708 versuchte ein gewaltiges französisches Heer unter
Führung des Herzogs von Burgund, eines Enkels des Königs, und des
Herzogs von Vendöme wieder in den Niederlanden einzudringen, wurde
aber von Eugen und Marlborough bei Oudenarde geschlagen; nun
wurden auch die letzten französischen Besatzungen aus Flandern und Bra-
bant zurückgezogen.
Die Heere der Verbündeten standen hart an der Grenze Frankreichs.
Als sie diese überschritten und Lille erobert hatten und ein harter Winter
große Not über Frankreich brachte, schienen die Hilfsmittel des reichen
Landes erschöpft, und der König trat mit seinen Feinden in Unter-
Handlungen.
Für sie hatte sich mit ihren Erfolgen auch das letzte Ziel der Krieg-
führung verschoben. Sie gingen jetzt darauf aus, Frankreichs Macht voll-
ständig zu brechen. Als sie aber an den König die Forderung richteten,
Truppen gegen seinen Enkel zu stellen und große Teile seines Gebietes
abzutreten, brach er die Unterhandlungen ab.
Noch einmal stellte er ein großes Heer ins Feld, es wurde aber bei
Malplaquet (in den Niederlanden) vollständig geschlagen (1709); damit
waren seine letzten militärischen Kräfte erschöpft.