Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

Der Spanische Erbfolgekrieg. 
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Die französischen Heere beschränkten sich nicht auf die Verteidigung, 
sondern drangen zweimal über den Oberrhein nach Bayern vor. Unter- 
stützt von einem französischen Heere, eroberte Max Emannel Tirol bis 
zum Brenner, und seine Truppen, obwohl durch einen Aufstand der Tiroler 
wieder vertrieben, behaupteten Süddeutschland, ja sie eroberten Passau. 
Erst im Jahre 1704 wurde eine Wendung zugunsten der Verbündeten 
herbeigeführt. Prinz Eugen hatte im Kriegsrate zu Wien die Ansicht 
vertreten, daß dem Kaiserstaate nicht von Italien, sondern von Bayern 
her die größere Gefahr drohe, drang aber erst nach dem Falle von Passau 
mit seiner Meinung durch. Er entwarf darauf den Plan zu einem gemein- 
samen Feldzuge der verbündeten Heere an der oberen Donau, der im 
Jahre 1704 zur Ausführung gelangte. Während er selbst ein kaiserliches 
Heer die Donau aufwärts führte, eilte Marlborough durch Franken nach 
Schwaben und schlug die Feinde am Schellenberge bei Donauwörth. Nach- 
dem sich darauf beide Feldherren vereinigt hatten, brachten sie dem bayrisch- 
französischen Heere bei Höchst ädt eine vernichtende Niederlage bei. Darauf 
räumten die Franzosen Süddeutschland und waren fortan dauernd auf 
die Verteidigung zurückgeworfen. Der Kurfürst von Bayern wurde 
geächtet. 
Zwei Jahre später wurden die Franzosen von Prinz Eugen durch den Sieg 
bei Turin, bei dem sich die preußischen Truppen wiederum unter dem Befehl 
des Herzogs Leopold von Anhalt-Dessan (Dessauer Marsch) großen 
Ruhm erwarben, aus Oberitalien verdrängt und in demselben Jahre von 
Marlborough durch die Schlacht von Ramillies zur Räumung sast aller 
größeren Städte in den spanischen Niederlanden gezwungen. 
Im Jahre 1708 versuchte ein gewaltiges französisches Heer unter 
Führung des Herzogs von Burgund, eines Enkels des Königs, und des 
Herzogs von Vendöme wieder in den Niederlanden einzudringen, wurde 
aber von Eugen und Marlborough bei Oudenarde geschlagen; nun 
wurden auch die letzten französischen Besatzungen aus Flandern und Bra- 
bant zurückgezogen. 
Die Heere der Verbündeten standen hart an der Grenze Frankreichs. 
Als sie diese überschritten und Lille erobert hatten und ein harter Winter 
große Not über Frankreich brachte, schienen die Hilfsmittel des reichen 
Landes erschöpft, und der König trat mit seinen Feinden in Unter- 
Handlungen. 
Für sie hatte sich mit ihren Erfolgen auch das letzte Ziel der Krieg- 
führung verschoben. Sie gingen jetzt darauf aus, Frankreichs Macht voll- 
ständig zu brechen. Als sie aber an den König die Forderung richteten, 
Truppen gegen seinen Enkel zu stellen und große Teile seines Gebietes 
abzutreten, brach er die Unterhandlungen ab. 
Noch einmal stellte er ein großes Heer ins Feld, es wurde aber bei 
Malplaquet (in den Niederlanden) vollständig geschlagen (1709); damit 
waren seine letzten militärischen Kräfte erschöpft.
	        
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