Full text: Altertum und Mittelalter (Teil 1)

inannennot erwarteten. Als Karl dem von den Normannen belagerten 
Paris zwar zu Hilfe zog, aber dann dem Feind einen Preis für den Abzug 
verwilligte und Quartiere in Burgund einräumte, zog er sich allgemeine 
Mißachtung zu. Nachdem er im Ostfrankenreich abgesetzt war (887), wählten 
auch die Westfranken ihren eigenen König. Hundert Jahre später (987) 
erlosch hier das Karolingerhaus. 
d. Um 888 hatte sich das Reich Karls des Großen endgültig in seine 
Teile aufgelöst; es hatten sich folgende Staaten gebildet: 1) das West¬ 
frankenreich; 2) das Ostfrankenreich (f. unten); 3) Nieder- 
burgund: Schon 879 wurde der Graf Boso von Vienne von seinen 
Bischöfen zum König erhoben. Sein Reich Niederburgund oder 
Arelat umfaßte das Rhonegebiet vom Genfer See bis zum Mittelmeer. 
4) Hochburgund: Nach Karls des Dicken Absetzung erlangte in Hoch- 
burgund ein Großer aus dem Geschlecht der Welsen, Rudolf, eine selb- 
ständige Stellung (888). Sein Reich lag in der heutigen Schweiz zwischen 
Jura und Alpen. Rudolf II. vereinigte dann 933 mit seinem kleinen 
Reiche das niederburgundische und wurde der Herrscher des vereinten 
burgundischen oder arelatischen Reiches, das bis 1033 bestand und 
dann mit dem deutschen Reiche vereinigt wurde. 5) Um Italien stritten 
in unaufhörlichen Kämpfen italienische Fürsten fränkischer Abstammung 
und die burgundischen Könige; aber keinem gelang es, in den dauernden 
Besitz zu gelangen. 
4. Die Normannen. Vom achten bis zehnten Jahrhundert gingen 
von den Nordgermanen Unternehmungen aus, die man als die letzte Welle 
der Völkerwanderung ansehen kann. Während ein Teil derselben im 
Norden seßhaft wurde und in Dänemark, Norwegen und Schweden Staaten 
gründete, unternahmen andere Normannen ihre Wikingerfahrten, die fast 
ganz Europa mit Trümmern füllten, aber schließlich auch zur Gründung 
bedeutsamer Staaten führten. 1) Die Raub- und Plünderungszüge, unter 
denen das Westfrankenreich so furchtbar gelitten hatte, gingen zu Ende, 
als der Normanne Rollo, der schon längst die Normandie besetzt hatte, 
912 einwilligte, das Christentum anzunehmen und als Herzog der Nor- 
mandie des Königs Lehensmann zu werden. 2) Lange litt England 
unter den Zügen der Normannen, die hieher von Dänemark kamen und 
schon von Alfred dem Großen bekämpft wurden. Im Jahr 1066 haben 
sodann die Normannen unter Herzog Wilhelm von der Normandie aus 
England erobert. 3) Von Irland und Norwegen ans haben die Nor- 
mannen (ca. 870) das ferne Island besiedelt, von hier (982) Grönland 
entdeckt und (um 1000) sogar die Küste von Nord-Amerika bis nach 
Rhode-Jsland, das sie der wildwachsenden Reben wegen Winland nannten, 
erreicht, ohne daß diese Entdeckung übrigens eine Bedeutung bekommen 
hätte. 4) Von besonderer Wichtigkeit war es, daß Normannen seit 1016 
in Unteritalien sich festsetzten und dort nach und nach ein stattliches 
Königreich gründeten (f. unten). 5) Normannen waren es endlich, die unter 
dem Namen der Waräger nach Rußland kamen, Handel bis nach Konstan- 
tinopel hin trieben und im neunten Jahrhundert unter Rnrik das russische 
Reich unter den Slaven ausrichteten (862). 
5. Das Papsttum. In der Auflösung des karolingischen Reichs 
nahm das Papsttum einen mächtigen Aufschwung. Dazu trug vor allem
	        
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