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Fürsten zur Geltung. Führer der Partei Konrads des Älteren war Erzbischof Aribo
von Mainz, Führer der Partei Konrads des Jüngeren Erzbischof Piligrim von
Köln. Der angebliche kirchliche Gegensatz war nicht vorhanden. Neben dem Verzichte
Konrads des Jüngeren hat der Übertritt Piligrims von Köln den Sieg Konrads des
Älteren entschieden.
Gleich bei seinem Regierungsantritte bekundete Konrad so viel Kraft und Ein-
sicht, datz ihn seine Zeitgenossen mit Karl dem Großen verglichen; „an Konrads
Sattel hängen Karls Bügel".
, 2. Innere Unruhen und burgundische Frage. Noch im ersten
Jahre seiner Regierung bildete sich gegen Konrad ein lothringisch-fr an-
zösischer Bund, welchem sich des Königs Vetter, Konrad der Jüngere,
und des Königs Stiefsohn (Sohn der Königin Gisela aus deren erster Ehe
mit dem Herzog Ernst [I.] von Schwaben), Herzog Ernst (II.) von
Schwaben, anschlössen. Die beiden letzteren hatte sich Konrad durch die
Ansprüche verfeindet, welche er als Rechtsnachfolger Heinrichs II. auf den
burgundischen Thron erhob; jene glaubten nämlich als Söhne von Nichten
des letzten burgundischen Königs nähere Ansprüche zu haben. Doch zerfiel
noch im nämlichen Jahre der lothringisch-sranzösische Bund, auch Konrad der
Jüngere und Ernst söhnten sich mit dem König aus. Während der ersten
italienischen Heerfahrt Konrads II. indes empörte sich Ernst neuerdings, unter-
warf sich aber zum zweitenmal nach des Kaisers Rückkehr und wurde auf
die Verwendung seiner Mutter nach kurzer Haft in sein Herzogtum wieder
eingesetzt. Doch wegen seiner Weigerung, an dem früheren Mitschuldigen,
dem Grafen Werner von Kibnrg (Thnrgan), die Reichsacht zu vollziehen,
wurde er ebenfalls geächtet und endigte mit dem Grafen im Kampfe
gegen die Königlichen im Schwarzwalde (1030). Drei Jahre später, nach
dem Tode Rudolfs III. 1033, ergriff Konrad Besitz von Burgund und
behauptete es im Kampfe gegen den Grafen Odo von Champagne. Im näm-
liehen Jahre schuf er durch Wiedervereinigung der beiden lothringischen
Herzogtümer (unter Gozelo von Niederlothringen) eine starke Grenzmacht
gegen Frankreich.
Die Sage hat später die Gestalt des Herzogs Ernst idealisiert, sie mit Zügen
aus deni Leben des Kaisersohns Ludolf vermischt. Dichterische Bearbeitungen aus
dem 12. und 13. Jahrhundert; Uhlands Drama.
Die Erwerbung Burgunds (mit den Städten Arles, Marseille, Lyon, Be-
sanQon) war von hohem strategischen Werte. Damit gelangten die letzten Pässe,
welche nach Italien führen, in deutschen Besitz, wurde namentlich Frankreich, dessen
Könige noch in den Anfängen Konrads II. von einer italienischen Partei die lango-
bardische Königskrone angeboten worden war. von der Berührung mit Italien (bis
gegen bas Eube ber Stauferzeit) ausgeschlossen. Bei einer feinbfeligen Haltung ber
oberbeutschen Herzoge bot überbies bas unmittelbare Königslanb Burgunb bie Mög¬
lichkeit eines Durchzugs nach bem ©üben (vergl. Heinrichs IV. Übergang über ben
Mont-Cenis).