Full text: Von den Anfängen der Germanen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges : Lehraufgabe der Unterprima (Teil 8)

42 Erster Zeitraum. 
Glauben an Allach (verwandt mit dem hebr. Eloah — El oh im) 
trübte. Hiervon abgestoßen, fand sein religiöses Gefühl auch in dem 
fetischistischen Sternenglauben derWüstenbewohner kein Genüge, ebenso- 
wenig in den Lehren des Judentums und Christentums, deren Vertreter 
auch in Arabien ansässig waren A). Als Kameltreiber, später als reicher 
Kaufherr zu langen, einsamen Reisen gezwungen, dachte er viel über 
religiöse Fragen nach, wobei sich seine in körperlichen Verhältnissen 
begründete Veranlagung zu visionären Zuständen steigerte. Etwa in 
seinem 40. Lebensjahre trat er mit der Behauptung, göttlicher Ein- 
gebnngen gewürdigt zu sein, als „Prophet Allahs" an die Ossent- 
lichkeit, wurde aber durch die Anfeindungen seiner eignen Stammes- 
genossen, die eine Verminderung des Ansehens der Kaaba und 
damit ihrer Einkünfte befürchteten, aus Mekka vertrieben (Hedschra 
Die Hedschra 622.---- Flucht) und fand in Medina. Aufnahme und Anhänger. Statt 
wie bisher mit dem Worte, erzwang er jetzt mit dem Schwerte Annahme 
seiner Lehre und Gefolgschaft, wobei er auch die Plünderung reicher 
nach Mekka ziehender Karawanen nicht verschmähte. Durch verschiedene 
Kriegszüge gewann er fast ganz Arabien für sich; er starb, nachdem 
er noch die Übergabe Mekkas erlebt hatte, 632 in Medina. 
Seine Lehre. Mohammeds Lehre, der I sl a m (d. i. Ergebung), ist auf das klügste 
auf ein Volk berechnet, das in seinem Leben wie in seiner Sprache 
den Grundtypus der semitischen Völker am echtesten bewahrt hatte. 
Klar und deutlich ist das Verhältnis des vom Monotheismus übernom- 
menen einen Gottes zum Menschen, indem ewige furchtbare Strafen 
(Jüngstes Gericht) den Verächter, herrlicher sinnlicher Lohn (Pa- 
radies) den Gläubigen treffen. Die Pflichten gegen.Gott beruhen 
teils in Zeremonien, wie Waschungen, Fasten, bestimmte Gebete, 
Pilgerfahrt nach Mekkas, teils in der Erfüllung leicht verständlicher 
sittlicber rderAnaen, wie Gerechtigkeit, Gastlichkeit, Mild- 
tätigkeit, gute Behandlung von Sklaven und Tieren. Der Genuß 
von Wein und Schweinefleisch ist verboten, nicht aber die Vielweiberei, 
Alles, was der Mensch tut oder leidet, ist von Gott vorher bestimmt 
(Fatalismus'»: wer aber für die Verbreitung dieses Glaubens im 
Kampfe den Tod erleidet, ist der sofortigen Versetzung in das Pa- 
1) Die Sekte der Uestorianer — wegen Ablehnung der Bezeichnung der 
Maria als „Gottesgebärerin" Deipara = ftsoroxog) war Nestorius aus Byzauz ver- 
trieben worden (431) — hatte in Persien Aufnahme und Duldung gefunden, aber auch 
in Syrien und Arabien Gemeinden gegründet. Sie haben sich im Kalifenreiche 
unter ihrem „Katholikos" (in Selencia, später Bagdad) einer verhältnismäßig großen 
Selbständigkeit erfreut und existieren heut noch in den genannten Ländern teils als 
(mit Rom) „nnierte Nestorianer", teils als „Thomaschristen". 
2) Aus Rücksicht gegen die einflußreiche Aristokratie der größten Handelsstadt 
des Landes hatte Mohammed der Kaaba (unter Beseitigung der Götzenbilder) die 
Bedeutung als Hauptheiligtum der neuen Religion gelassen.
	        
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