Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

§ 105. 
Der Deutsche Krieg. 
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Gegners vereinigen sollten. Die erste Armee (drei Korps) unter dem 
Prinzen Friedrich Karl sammelte sich um Görlitz, die zweite (vier Korps) 
unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm marschierte bei Glatz und 
Neiße auf, und die Elbarmee (anderthalb Korps) unter Herwarth 
von Bittenfeld besetzte zunächst (Mitte Juni) Sachsen, marschierte so- 
dann von Dresden aus über das Lausitzer Gebirge und nahm Fühlung 
mit der ersten Armee. Die österreichische Armee versammelte sich an- 
sänglich in Mähren unter dem Oberbefehl des Generalfeldzeugmeisters 
von Beuedek, der sich in den italienischen Feldzügen ausgezeichnet hatte, 
zog aber dann den Preußen nach Böhmen entgegen. 
Die Armee des Prinzen Friedrich Karl überschritt südlich von Zittau fechte" 
die böhmische Grenze, schlug den Gegner in den Gefechten von Liebenau 
(25. Juni) und Podol, vereinigte sich mit der Elbarmee im Gefecht von 
Münchengrätz und erstürmte am 29. Juni die feste Stellung des 
Feindes bei G Usch in. Schwieriger noch gestaltete sich der Marsch der 
kronprinzlichen Armee über die Sudeten. Da die Truppen drei 
getrennte Wege einschlagen mußten, stand zu befürchten, daß sich der 
Feind mit überlegenen Kräften auf die einzelnen Korps beim Aus- 
tritt aus dem Gebirge werfen und sie zurückschlagen würde, ehe sie ein¬ 
ander unterstützen könnten. In der Tat wurde das erste (ostpreußische) 
Armeekorps in dem Gefecht bei Trantenau (27. Juni) von Gablenz 
zurückgeworfen; aber am folgenden Tage stellte die Garde durch den Sieg 
bei Soor und Trantenau die Lage wieder her und nahm ferner am 
29. Juni Königinhof. Großen Ruhm erwarb sich General von Stein- 
metz, der Führer des fünften (niederfchlesisch-posenschen) Armeekorps, in- 
dem er ans der Grafschaft Glatz durch schwierige Gebirgspässe in der 
Richtung auf Josephstadt vorbrach und einen überlegenen Feind am 27. Juni 
bei Nachod, am 28. bei Skalitz und am 29. bei Schweinschädel (uu- 
Weit Königinhof) besiegte. Am 30. stand die ganze kronprinzliche Armee 
vereinigt an der oberen Elbe. 
An demselben Tage verließ der König mit Moltke, Roon und Bis- 
marck Berlin und übernahm am 2. Juli in Gitschin den Oberbefehl über 
die gesamte Armee. Der 3. war ursprünglich als Ruhetag für die durch 
ununterbrochene Märsche und häufige Gefechte ermüdeten Truppen aus- 
■ersehen. Aber auf die Nachricht, daß sich die ganze österreichische Armee 
nördlich von Königgrätz auf einer in der Front durch den Bistritzbach 
geschützten Höhe aufgestellt habe, befahl der König noch in der Nacht den 
Angriff für den 3. Juli. Die erste Armee sollte in der Mitte, die Elb¬ 
armee aus dem rechten Flügel vorgehen und die Entscheidung durch einen 
Flankenangriff der Armee des Kronprinzen von Nordosten her herbei¬ 
geführt werden. Am Morgen um 8 Uhr eröffnete Prinz Friedrich Karl 
den Kampf. Das Dorf Sadowa wurde genommen; dann aber mußten 
jich seine Truppen damit begnügen, das gewonnene Gelände zu verteidigen. 
Den schwersten Stand hatte die 7. (Magdeburgische) Division unter Fran¬ 
se cky im Swiepwalde, die nacheinander von zwei feindlichen Armeekorps
	        
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