Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

§52. 
England unter Georg III. 
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nachbarn erhalten hatte. Wie schwach auch die Macht Polens zuletzt gewesen 
war, so hatte sein Gebiet doch immer noch eine trennende Schranke seinen 
„Pufferstaat") zwischen Preußen und Rußland gebildet. Seitdem diese weg- 
gefallen war, mußte das Berliner Kabinett bei seinen politischen Entschließungen 
auf diesen mächtigen Nachbarn noch mehr als bisher Rücksicht nehmen. 
§ 52. England unter Georg III. (1760-1820). Georg III., der 
1760 seinem Großvater Georg II. als König von Großbritannien ge- 
folgt war,1 und seine Günstlinge (Lord Bnte) versuchten, die Macht der 
Krone auf Kosten des Parlamentes zu vergrößern und gerieten dadurch in 
große Schwierigkeiten. Unter seiner Regierung erreichte die Nationalschuld 
die ungeheure Höhe von fast 2,5 Milliarden Mark; die Regierung nötigte 
daher die Ostindische Kompanie, einen Teil ihrer Überschüsse an die 
Staatskasse abzuführen. Der Versuch, auch die Kolonien zur Tilgung der 
Nationalschuld heranzuziehen, führte zum Unabhängigkeitskriege der Ver- 
einigten Staaten von Amerika. 
Die (1600 gegründete) Englisch-Indische Handelskompanie, die zahl- 
reiche Faktoreien (Madras, Bombay, Kalkutta) in Ostindien besaß, hatte Handels, 
daselbst mit dem Wettbewerb einer holländischen, dänischen und seit der kompanie. 
Mitte des 17. Jahrhunderts auch mit der von Colbert gegründeten, rasch 
aufblühenden französischen Handelskompanie zu kämpfen, bis Lord Clive 
den mit den Franzofen verbündeten Nabob von Bengalen (1757) schlug und 
sein Reich eroberte. Obwohl die Französisch-Indische Kompanie die wich- 
tigsten Punkte ihrer Herrschaft 1763 zurückerhielt, löste sie sich nach einem 
vergeblichen Versuche, die englische Macht zu stürzen, wenige Jahre später 
auf; damit war die englische Kompanie ohne Konkurrenz. 
Um dieselbe Zeit wurde England auch in Nordamerika die vor- 
herrschende Kolonialmacht. Während sich Süd- und Mittelamerikas die amertta. 
romanischen Nationen bemächtigt hatten, war der Norden im 16. und 
mit steigendem Erfolge im 17. Jahrhundert von England aus besiedelt 
worden; Virginia und Neu-England waren die ersten Kolonien. Unter den 
ersten Stuarts gründeten die Puritaner die Neu-England-Staaten, unter 
den späteren führte William Penn die Quäker nach Pennfylvanien. Im 
Frieden von Breda (vgl. § 11) wurde Neu-Amsterdam von den Niederländern 
abgetreten, das von da an Neuyork hieß. Dem mehr demokratischen Norden 
gegenüber entstanden die aristokratischen Kolonien Nord- und Südkarolina, 
in denen ausgedehnter Plantagenbau durch Sklaven betrieben wurde. Doch 
war es das wirtschaftliche Ziel Englands, nur fo weit, als es den eigenen 
Interessen entsprach, eine Blüte der Kolonien zuzulassen; sie sollten nur Roh- 
stoffe hervorbringen, die gewerblichen Erzeugnisse dagegen dem Mutterlande 
entnehmen und keinen Handel treiben. 
Um den germanisch-protestantischen Osten Nordamerikas legte sich dann ein 
Kranz romanisch-katholischer Kolonien herum, indem sich an der Linie Lorenz- 
ström—Kanadische Seen—Mississippi und in Florida Franzosen und Spanier 
niederließen. 
1 Die Union zwischen England und Schottland ^gemeinsames Parlament und ge- 
meinsame Thronfolge) besteht seit 1707. Über die Erbfolge des Hauses Hannover vgl. 
§ 2 Anm. und § 19.
	        
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