Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

§ 71: Constantin u. seine Nachfolger bis zar Reichsteilung des Theodosius. 335 
Von den drei Brüdern verlor zuerst Constantin II. 340 im 
Kampf gegen Constans Schlacht und Leben. Auch dieser wurde 
zehn Jahre später bei einem Aufstand in Grallien ermordet, und so 
wurde Constantius, ein eifriger Christ1), nach Besiegung eines 
Usurpators 351 Herr des gesamten Reiches. Zehn Jahre 
später raffte ihn eine Krankheit hinweg, gerade als er im Begriff 
war, vom Euphrat her gegen seinen Vetter Julian zu Felde zu 
ziehen, der im Westen von den Truppen zum Augustus ausgerufen 
worden war. 
B. Juliänus Apostäta 361 bis 363. 
Julians Regierung war ein kurz dauernder, letzter 
Versuch, den bisherigen Gang der Entwickelung der 
Dinge zu hemmen und dem im Todeskampf begriffenen, 
abgelebten Heidentum zum Sieg über die Lehre Christi zu 
verhelfen. 
Schon früh hatte sich in dem Jüngling Julian eine lebhafte 
Abneigung gegen das ihm aufgedrängte Christentum gezeigt und 
seinen romantisch angelegten Geist der Philosophie der Neu- 
platoniker2) in die Arme getrieben. Als er nach glänzenden 
Beweisen seiner Tapferkeit und seines Feldherrngeschickes im Kampf 
gegen die Alemannen8) durch den Tod seines Vetters Alleinherrscher 
im Reiche geworden war, gedachte er in jugendlichem Tatendrang, 
seine Ideale von Weltbeglückung durch ein philosophisch-menschen¬ 
freundliches Regiment in Wirklichkeit umzusetzen. Die Gleich¬ 
berechtigung des Christentums mit dem Heidentum 
ward aufgehoben; seinen Anhang suchte man dadurch zu ver¬ 
mindern, daß den Bekennern des christlichen Glaubens der Zutritt 
zu Ämtern und Würden verschlossen wurde. 
Aber ehe er die Früchte seiner Bestrebungen reifen sah, ereilte 
ihn der Tod. Auf einem mit großen Hoffnungen unternommenen 
Feldzng gegen die Perser 363 geriet er nach anfänglichen 
Erfolgen bei weiterem Vordringen in eine bedenkliche Lage und 
ward bei einem Scharmützel durch ein feindliches Geschoß tödlich 
verwundet4). 
J) Aber ebenfalls erst kurz vor seinem Tode getauft. 
2) Eine im 3. Jahrhundert aufgekommene philosophische Richtung, 
„eine Gelehrtenreligion“, welche Platons philosophisches System zum Aus¬ 
gangspunkt hatte. 
8) Besonders berühmt war sein Sieg über deren König Chno- 
domar bei Straßburg 357. 
4) Die Legende legt ihm als seine letzten Worte den Ausspruch in 
den Mund: Nevitnjnas, raAiAaie.
	        
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