chen ein Jahr lang einzuziehen, und auf die Anwesenheit
des Königs oder eines Stellvertreters bei Bischofs¬
wahlen, indem er das ausschliessliche Wahlrecht der Dom¬
kapitel anerkannte und die Entscheidung zwiespältiger
Wahlen der Kurie überliess; auch erkannte er ohne
Zustimmung der Fürsten die Zugehörigkeit von Tuscien,
Romagna, Spoleto, Ancona und der Mathildischen
Lande zum Kirchenstaat an. Obwohl er diese Gebiete trotz¬
dem wieder ans Reich zog, krönte ihn Innocenz Oktober 1209
zum Kaiser. Aber als er 1210, unter dem Einfluss eines
der früheren deutschen Vögte Heinrichs VI., s i c h a n d i e E r o b e-
rung Unteritaliens machte, bannte ihn der Papst,
um die Rechte seines Mündels Friedrich und das Papsttum vor
einer Vereinigung „Siciliens“ mit Deutschland zu wahren; und da
er hartnäckig blieb, wurde er Frühjahr 1211 feierlich exkommu¬
niziert. Nach Eroberung Unteritaliens im Begriff, nach Sicilien
überzusetzen, wurde Otto Ende 1211 durch Erhebung einer
feindseligen Partei in Deutschland, zum grossen Teile
ein Werk französischer und päpstlicher Bearbeitung, genötigt
nach Deutschland zurückzukehren. Rasch warf er
manche seiner Gegner nieder, aber als seine Gemahlin Beatrix
nach halbjähriger Ehe starb, verliessen die Schwaben und Bayern
sein Lager, und als der „Pfaffenkönig“ Friedrich dem Rufe der
Otto feindseligen deutschen Fürsten folgte und Herbst 1212 in
Deutschland erschien, fiel ihm rasch der Süden zu. Friedrich,
seit 1208 selbständiger Regent seines Reichs, hatte seinen ein¬
jährigen Sohn Heinrich zum König wählen lassen und dem Papst
feierlich für „Sicilien“ die „Mannschaft“ geleistet. 1212 wurde
Friedrich zum deutschen König gewählt und gekrönt. Juli 1213
machte er in einer von den Fürsten genehmigten Urkunde zu
Eger der Kurie an Territorien noch weitergehende
Zugeständnisse, als Otto i. J. 1209, verzichtete ebenfalls
auf die Rechte desKönigtums bei stritt igen Bisch of s-
wählen und gestattete unbedingt die Berufung an
den römischen Stuhl in allen Kirche und Geistliche betreten¬
den Streitfragen. Die Entscheidung zwischen Otto und Fried¬
rich brachte ohne Friedrichs Beteiligung die Schlacht von
Bouvines 1214, in der Otto und mit ihm verbündete nieder¬
ländische Fürsten von dem seit 1212 mit Friedrich verbün¬
deten PhilippAugust, dank dem Eingreifen seiner städtischen
Milizen, geschlagen wurden. Jetzt wuchs der Anhang Fried¬
richs auch im Norden rasch; die Hilfe des dänischen Königs
Waldemar gewann er sich, indem er ihm alle früheren Reichs¬
lande jenseits der Elbe und Eide abtrat. Juli 1215 zum