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bei Navas de Tolosa (Sierra Morena) 1212 (1253 war die 
arabische Herrschaft auf das Königtum Granada beschränkt); 
dagegen war das Ergebnis des vierten Kreuzzuges, in¬ 
folge schlauer Berechnung der Venetian er und der Rachgier und 
Eroberungslust der französischen Grossen, die Aufrichtung des 
nicht lebensfähigen lateinischen Kaisertums und anderer 
abendländischer Dynastien im christlichen Gebiet des Orients, 
sowie die merkantile Vorherrschaft Venedigs in der 
Levante. Der Kampf gegen das Ketzertum (das Innocenz auch 
im Kirchenstaat ausrottete), führte zu den Albigenserkreuz- 
ziigen. In den Bettelorden der Franziskaner und 
Dominikaner, die auf dem Boden der katholischen Kirche die 
auf das apostolische Leben und volkstümliches Predigen gerich¬ 
teten Strebungen vertraten, die sonst der Ketzerei neuen An¬ 
hang geschaifen hätten, erwuchs der Kirche eine neue Macht 
über die Geister und Gemüter. Zur systematischen Aufspürung 
und Bestrafung der Ketzer begann sioh die Inquisition aus¬ 
zubilden. Den Höhepunkt des Wirkens des Papstes bildete die 
vierte allgemeine Lateransynode 1215, von 71 Erz¬ 
bischöfen und Patriarchen, 412 Bischöfen, über 800 Aebten und 
Prioren besucht, die das Dogma der Transsubstantiation verkün¬ 
digte (im Zusammenhang damit wurde das Fronleichnamsfest 
seit 1264 eine allgemeine Einrichtung, und die Kelchentziehung 
für die Laien durchgeführt), den Gläubigen mindestens ein¬ 
malige Ohrenbeichte im Jahr auferlegte und einen allgemeinen 
Kreuzzug auf 1. Juli 1217 ansetzte. Aber der Kreuzzug gegen 
Damiette 1218—1221 endete nach gewaltigen Opfern gänzlich 
ergebnislos. 
Vierter Kreuzzug. 1202—1204. Innocenz war unermüdlich thätig, um 
einen grossen Kreuzzug zu Stande zu bringen; er besteuerte sich und die Geist¬ 
lichen zu diesem Zwecke; in allen Kirchen wurden zur Sammlung von Mitteln 
1 jesondere Opferstöcke aufgestellt. Vor allem französische, flandrische 
und oberitalienische Grosse nahmen das Kreuz. Man beschloss, von 
Venedig aus nach Aegypten, dessen Eroberung die Wiederaufrichtung des 
Königreichs Jerusalem einleiten sollte, zu fahren. Die Versammelten, welche 
die Venedig zugesicherte Summe nicht aufbringen konnten, eroberten trotz 
entschiedener Abmahnung des Papstes, vom hochbegabten Dogen Dandolo 
dazu bestimmt, der Republik Venedig die Stadt Zara zuruck 
(Nov. 1202) und überwinterten dort. Die venetianiscke Politik, deren Handels¬ 
interessen ein Angriff auf Aegypten widersprach, Bitten und Versprechungen 
des Sohnes des Isaak Angelus, wohl auch Bemühungen Philipps von Schwaben 
(s. S. 120) bestimmten die Kreuzfahrer Mai 1203 sich gegen Konstantinopel 
in Bewegung zu setzen, das für Isaak und seinen Sohn Alexius IV. gewonnen 
wurde (Juli). Misshelligkeiten mit Alexius IV., der die Geldzahlungen ent¬ 
stellte, noch mehr mit Alexius V., der jenen gestürzt hatte, führten dazu, 
dass März 1204 Kreuzfahrer und Venetianer eine Teilung des 
Reichs verabredeten (V4 sollte immittelbar der einzusetzende „lateinische 4 
Kaiser, 3/8 die übrigen Grossen, 3/8 Venedig erhalten). Nachdem April 1204 unter
	        
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