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sie schlossen sich immer mehr durch Begrenzung’ der Zahl 
der Meisterstellen a b (im ganzen erfolglose. Lohnkämpfe der 
organisierten Gesellen gegen die Meister), besonders die reichen 
Zünfte steigerten durch Ringbildung die Preise und wollten an¬ 
dererseits kleine Staaten im Staate werden. Ein beträchtlicher 
Teil der Handwerker, dem das nötige Kapital fehlte, wurde in 
niedere Zünfte, z. B. die Krämerzunft, abgedrängt; viele wurden 
auch wirtschaftlich von „ Verlegern11 abhängig. Die Stadtregie- 
rungen waren vielfach, teilweise schon infolge der grossen 
Zahl der Katsmitglieder, selbstsüchtig, hart und bestrebt, 
die Lasten möglichst auf die wirtschaftlich Schwachen abzu¬ 
wälzen. Dieses Missregiment, sowie der Gegensatz einer 
grossen Anzahl Besitzloser (worunter auch landwirt¬ 
schaftliche Bevölkerung und Tagelöhner) und einer Minder¬ 
heit Hoch vermögen der, teilweise auch der zwischen Voll¬ 
bürgern (Census) und Halbbürgern, führte seit der Mitte des 
XV. Jahrhunderts in sehr vielen Städten zu Erhebungen der 
Gemeinen gegen den Rat, die häufiger zu schweren Aus¬ 
schreitungen (nicht selten Justizmord von Ratsherren) führten, 
als die früheren, im allgemeinen und besonders im Vergleich mit 
Italien mild verlaufenen Kämpfe der Zünfte gegen die Ge¬ 
schlechter. Mit der wachsenden Kapitalbildung kamen Banken 
(in Frankfurt 1403 schon 4) auf, vor allem aber auch Handels¬ 
gesellschaften, bald auch zu dem Zweck, den Handel mit 
gewissen Gegenständen, teils ausländischen Waren, besonders 
Gewürzen, teils einheimischen Erzeugnissen, zu monopolisieren. 
Wie sogar Dienstboten sich an solchen Gesellschaften irgendwie 
zu beteiligen strebten, so sah man um die Wende des Mittel¬ 
alters und der Neuzeit mit Uebertreibung in den grossen Handels¬ 
gesellschaften die Hauptursache der eingetretenen, sehr merklichen 
Verteuerung des Lebens. Gegen Ende des Mittelalters war schon 
ein übergrosser Andrang zum Klein- und Zwischenhandel zu be¬ 
klagen. 
Jede Stadt war in ihrer Wirtschaftspolitik bestrebt, ein 
abgeschlossenes Wirtschaftsgebiet zu sein und ihren vollberech¬ 
tigten Angehörigen auf Kosten der Fremden möglichst grosse 
Vorteile zu sichern (Stapelrecht; Bannrechte). Das platte Land 
wurde möglichst ausgebeutet. 
Die Bevölkerung, auch der grossen Städte, war im Vergleich zu 
heute jedenfalls klein. Nach Schätzungen hatte um 1800—1350 Lübeck 
70—80000 (?), um 1450 Nürnberg 26 000, Basel und Frankfurt 10 000, um 1475 
Strassburg 26 000 Einwohner. In Südwestdeutschland waren gegen Ende des 
Mittelalters die bedeutendsten: Strassburg, Augsburg, Nürnberg, 
Ulm; Mainz, noch im XIII. Jahrhundert die grösste Stadt, war von ihnen 
überflügelt. Die am meisten betriebenen und für den Handel wichtigsten
	        
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