Kreuzzüge.
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Kirchen wurden zerstört. Seit dieser Zeit brachten die Pilger
des Abendlandes die traurigsten Nachrichten aus Palästina
von ihren Wanderungen zurück, obgleich diese Wanderungen
sich vermehrten, weil die Geistlichkeit seit dem eilften Jahr¬
hunderte die Pilgerzüge nach Palästina zur Abbüßung be¬
gangener Sünden auferlegte, und am Ende des ersten christ¬
lichen Jahrtausends die sichtbare Wiederkunft des Erlösers
allgemein erwartet worden war.
Diese Reisen geschahen Anfangs größtenthcils über Rom,
wo die Pilger das Kreuz-und den Segen von dem Papste
empfingen, nach einem italischen Hafen und von da nach
der syrischen Küste. Als aber am Ende des zehnten Jahr¬
hunderts das Christenthum von den Ungarn angenommen
worden war, eröffneten seit der Mitte des eilften Jahrhun¬
derts mehrere Pilgerschaften ihre Reisen durch Ungarn nach
Konstantinopel.
333.
Nähere Veranlassungen derselben.
Das Schicksal der Christen in Palästina ward nocb be¬
denklicher, seit (1065) die Garde der se ld sch u k i sch e n
Türken zu Bagdad dem Khalifen den letzten Schimmer
seiner weltlichen Macht raubte, und ihre Anführer mehrere
seldschukische Sultanate in Vorderasicn stifteten, unter wel¬
chen das von Jconium aus ehemaligen oströmischen Be¬
sitzungen im Westen des Euphrats, gleichsam im Angesichte
Konstantinopels und des byzantinischen Kaisers, auf der Küste
Kleinasiens gebildet worden war. Jetzt baten die oströmi¬
schen Kaiser selbst die abendländischen Christen um Unter¬
stützung, und Gregor?, der damals oas Gebäude der
geistlichen Hierarchie gründete, forderte die abendländische
Christenheit zu dieser Unterstützung auf, weil ihm die Noth
zu Byzanz die Aussicht eröffnete, als der erste Bischoff der
ganzen Christenheit anerkannt zu werden. Doch Gregors
Kämpfe mit Heinrich 4 verhinderten die Verwirklichung sei¬
nes Planes, den sein Zögling Urban 2 von neuem auf-