Full text: Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neuere Zeit bis 1648 (Bd. 2)

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angesehene Protestanten starben auf dem Blutgerüst. Diese Strenge 
und der Verlust von Calais (s. S. 239) entfremdeten der Königin die 
Gemüter des Volkes. Ihre Nachfolgerin 
Elisabeth (1558—1603), die Tochter der Anna Boleyn, hatte 
in ihrer Jugend mannigfache Schicksale erlebt und sogar eine Zeit- 
lang im Tower gefangen gesessen. Jedoch hatte sie eine gute wissen- 
schaftliche Ausbildung genossen; sie war selbst im Lateinischen und Grie¬ 
chischen so wohl bewandert, daß sie mit Vorliebe die alten Klassiker las. 
Schon die Wahl ihrer Räte, des William Cecil und des Nicolaus 
Bacon. ließ erwarten, daß sie das durch Marias Regierung unter- 
brochene Reformationswerk wieder aufnehmen werde. Nach einigem 
Schwanken nahm sie auch wirklich eine entschiedene Stellung zu Gunsten 
der Protestanten, zumal von den Katholiken die Rechtmäßigkeit ihrer 
Thronfolge beanstandet wurde. Die Hauptsätze des Glaubens wurden 
nun durch eine Versammlung von Geistlichen in 39 Artikeln zusammen¬ 
gefaßt. in denen die Messe, die Beichte und der Cölibat für aufgehoben 
erklärt und die Königin als kirchliches Oberhaupt anerkannt wurde. Die 
Anhänger dieser Kirche nannten sich, weil die Oberleitung derselben 
Bischöfen anvertraut war. Episkopalen. Ihnen standen als eine nicht 
unbedeutende Partei die Presbyterianer gegenüber, welche nach dem 
Vorgange des Calvinismus selbstgewählte Älteste an die Spitze der Kirchen- 
leitung stellten. Von diesen schieden sich später die Puritaner, welche 
eine Gleichberechtigung der Gemeindeglieder anerkannten und fast alle 
kirchlichen Ceremonien verwarfen, und die Jndependenten. welche keine 
geschlossene kirchliche Gemeinschaft anerkannten und für jede kirchliche 
Gemeinde Unabhängigkeit verlangten. In politischen Dingen zeigten die 
Puritaner und Jndependenten eine Hinneigung zur republikanischen Staats- 
form. — Alle Geistlichen, welche den Suprematseid verweigerten, wurden 
ihrer Stellen entsetzt, und Katholiken wie Presbyterianer hatten den 
Druck der Regierung zu erfahren. 
a) Elisabeth und Maria Stuart. In ihrer Verwandten 
Maria Stuart sah Elisabeth ihre gefährlichste Nebenbuhlerin. Diese 
war die Urenkelin des englischen Königs Heinrich VII. und die Tochter 
des schottischen Königs Jakob V. und aus dem durch sein Unglück 
gleich den griechischen Pelopiden berühmt gewordenen Hause Stuart ent- 
sprossen. In ihrer Jugend wurde sie an den französischen Hof geschickt, 
da ihre Mutter aus dem Geschlechte der Guisen stammte. Hier ver- 
mahlte sie sich mit dem französischen Dauphin nnd späteren König
	        
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