Object: Asien, Afrika, Amerika und Australien (Abth. 2)

242 
Amerika. 
reich an Fischen und die Wälder wimmeln von Papageien, Rolibris 
und anderem Geflügel. Europäische Hausthiere sind hierher verpflanzt, 
aber ausgeartet; nur das Schwein hat sich hier veredelt. Die E- West¬ 
indiens sind jetzt Europäer und Neger, denn die auf einigen südlichen 
Inseln wohnenden Daraiben sind kaum zu rechnen, und die übrigen 
Ureinwohner sind durch die Europäer ganz vertilgt. Die Zahl aller E. 
mag sich auf 5 Million belaufen, von denen ungefähr eine Million noch 
jetzt Negersklaven sind; die übrigen sind freie Neger, Europäer, 
Rreolen, Mulatten und andere Mischlinge. Da die Negersklaven in 
keinem Lande von größerer Wichtigkeit und zahlreicher sind als in West¬ 
indien, so merken wir hier Folgendes über den Zustand derselben im 
Allgemeinen. Landet ein Sklavenschiff, so werden die Neger gereinigt 
und mit Palmöl eingerieben, auf den Markt gebracht, von Liebhabern 
besehen, untersucht und nach Verschiedenheit des Geschlechts, des Alters 
und der körperlichen Beschaffenheit für 2 bis \oo Rthl. verhandelt; am 
theuersten bezahlt man diejenigen, welche ein Handwerk verstehen oder 
irgend eine Geschicklichkeit besitzen, und solche Neger werden besser ge¬ 
halten als andere- die nichts verstehen. Reiche Besitzer der Ländereien, 
hier Pflanzer- genannt, haben oft mehre hunder-c solcher Sklaven, die 
unter gewissen Aufsehern stehen, welche gewöhnlich Europäer oder Mu¬ 
latten sind, die den Negern die Arbeiten anweisen und auf Ordnung 
halten. Von 5 Uhr Morgens bis Abends 6 Uhr wird für den Herrn ge¬ 
arbeitet; jedoch sind Mittags 2 Stunden zur Erholung bestimmt. An 
Sonntagen ist der Neger frei von der Arbeit; er kann diesen Tag, so 
wie die Abendzeit für sich nutzen und fleißige Neger erübrigen sich durch 
Ackerbau, Viehmästung und Handarbeiten, immer ein kleines Kapital, 
womit sie sich am Ende wohl gar loskaufen können. Oie Behandlung 
der Neger hängt einzig und allein von dem Charakter des Herrn ab. In 
der Regel haben die Sklaven cs nicht schlechter, als unsre Dienstboten; 
freilich sind diejenigen zu bedauern, welche einen bösen Herrn haben, 
denn diese werden nicht selten gemißhandelt. Die Aufseher, gewöhnlich 
Menschen ohne alles Gefühl, welche die Sklaven als Lastthiere ansehen, 
schlagen bei dem geringsten Versehen mit dicken Peitschen auf sie zu 
und oft wurden sonst die armen Sklaven bis auf den Tod gepeinigt; 
allein jetzt werden Grausamkeiten, die sonst jeder Herr ungestraft gegen 
seine Neger ausüben konnte, immer seltener, denn auch dagegen sind 
in neueren Zeiten heilsame Gesetze gegeben. Namentlich hat der Arm 
der Gesetze einen Englischen Obristen, welcher den hohen Posten eines 
Gouverneurs einer beträchtlichen Insel bekleidete, erreicht, und ihn, der 
eine, des Diebstahls schuldige Sklavin zu Tode hatte geißeln lasten, mit 
dem Tode bestraft. Ueberhaupt nimmt die Zahl der Sklaven jetzt von 
Jahr zu Jahr ab. Eingeführt dürfen keine mehr werden; viele erlan¬ 
gen nach den Gesetzen, oder durch ihren eigenen Fleiß, oder durch die 
Guts ihrer Herren die Freiheit, und so wird die Sklaverei allmahlig
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.