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Amerika.
reich an Fischen und die Wälder wimmeln von Papageien, Rolibris
und anderem Geflügel. Europäische Hausthiere sind hierher verpflanzt,
aber ausgeartet; nur das Schwein hat sich hier veredelt. Die E- West¬
indiens sind jetzt Europäer und Neger, denn die auf einigen südlichen
Inseln wohnenden Daraiben sind kaum zu rechnen, und die übrigen
Ureinwohner sind durch die Europäer ganz vertilgt. Die Zahl aller E.
mag sich auf 5 Million belaufen, von denen ungefähr eine Million noch
jetzt Negersklaven sind; die übrigen sind freie Neger, Europäer,
Rreolen, Mulatten und andere Mischlinge. Da die Negersklaven in
keinem Lande von größerer Wichtigkeit und zahlreicher sind als in West¬
indien, so merken wir hier Folgendes über den Zustand derselben im
Allgemeinen. Landet ein Sklavenschiff, so werden die Neger gereinigt
und mit Palmöl eingerieben, auf den Markt gebracht, von Liebhabern
besehen, untersucht und nach Verschiedenheit des Geschlechts, des Alters
und der körperlichen Beschaffenheit für 2 bis \oo Rthl. verhandelt; am
theuersten bezahlt man diejenigen, welche ein Handwerk verstehen oder
irgend eine Geschicklichkeit besitzen, und solche Neger werden besser ge¬
halten als andere- die nichts verstehen. Reiche Besitzer der Ländereien,
hier Pflanzer- genannt, haben oft mehre hunder-c solcher Sklaven, die
unter gewissen Aufsehern stehen, welche gewöhnlich Europäer oder Mu¬
latten sind, die den Negern die Arbeiten anweisen und auf Ordnung
halten. Von 5 Uhr Morgens bis Abends 6 Uhr wird für den Herrn ge¬
arbeitet; jedoch sind Mittags 2 Stunden zur Erholung bestimmt. An
Sonntagen ist der Neger frei von der Arbeit; er kann diesen Tag, so
wie die Abendzeit für sich nutzen und fleißige Neger erübrigen sich durch
Ackerbau, Viehmästung und Handarbeiten, immer ein kleines Kapital,
womit sie sich am Ende wohl gar loskaufen können. Oie Behandlung
der Neger hängt einzig und allein von dem Charakter des Herrn ab. In
der Regel haben die Sklaven cs nicht schlechter, als unsre Dienstboten;
freilich sind diejenigen zu bedauern, welche einen bösen Herrn haben,
denn diese werden nicht selten gemißhandelt. Die Aufseher, gewöhnlich
Menschen ohne alles Gefühl, welche die Sklaven als Lastthiere ansehen,
schlagen bei dem geringsten Versehen mit dicken Peitschen auf sie zu
und oft wurden sonst die armen Sklaven bis auf den Tod gepeinigt;
allein jetzt werden Grausamkeiten, die sonst jeder Herr ungestraft gegen
seine Neger ausüben konnte, immer seltener, denn auch dagegen sind
in neueren Zeiten heilsame Gesetze gegeben. Namentlich hat der Arm
der Gesetze einen Englischen Obristen, welcher den hohen Posten eines
Gouverneurs einer beträchtlichen Insel bekleidete, erreicht, und ihn, der
eine, des Diebstahls schuldige Sklavin zu Tode hatte geißeln lasten, mit
dem Tode bestraft. Ueberhaupt nimmt die Zahl der Sklaven jetzt von
Jahr zu Jahr ab. Eingeführt dürfen keine mehr werden; viele erlan¬
gen nach den Gesetzen, oder durch ihren eigenen Fleiß, oder durch die
Guts ihrer Herren die Freiheit, und so wird die Sklaverei allmahlig