Full text: Von 1648 bis zur Gegenwart (Teil 5 für Oberprima)

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Das Zeitalter der Verfassungs- und Einheitskämpfe 
schließen. Da beantragte am i. Juni 1866 Österreich beim Bundes¬ 
tag die Erledigung der schleswig-holsteinischen Frage. Diese betraf 
aber nach Bismarcks Auffassung nur Preußen und Österreich, an 
welche die Herzogtümer abgetreten waren. Als Gablenz die holsteini¬ 
schen Stände allein berief, die nur in Verbindung mit den schles- 
wigschen tagen konnten, erklärte Preußen die Verträge für gebrochen. 
Anfang Juni rückten die Preußen in Holstein ein. Darauf beantragte 
Österreich völlig ungesetzlicherweise die Mobilmachung der Bundes¬ 
truppen gegen Preußen; der Antrag wurde am 14. Juni mit einer 
Majorität von neun gegen sechs Stimmen angenommen. Wegen 
der schleswig-holsteinischen Frage allein wollte aber Bismarck es 
nicht zum Kriege kommen lassen; die weit wichtigere deutsche 
Frage sollte den letzten Anlaß geben. 
Preußenu. Um den Bund zu reformieren, hatte 1863 der Kaiser von Öster- 
aufedemh reich die deutschen Fürsten zu einer Konferenz nach Frank- 
Bundestage f -q r t geladen, um als ihr Oberhaupt die deutsche Frage in Fluß zu 
bringen und dabei Preußen zu überstimmen. Aber Bismarck be¬ 
wirkte, daß der König die Einladung ausschlug. Da Preußen an 
den Frankfurter Konferenzen nicht teilnahm, hatten sie kein Er¬ 
gebnis. Nach der vorübergehenden Einigung zu Gastein brach der 
Zwist wieder aus, Bismarck stellte am 9. April 1866 beim Bund den 
Antrag auf Berufung eines deutschen Parlaments und legte am 10. Juni 
den Entwurf einer gesamtdeutschen Bundesverfassung vor, die eine 
Einigung Deutschlands durch Preußen ohne Österreich vorsah. Da 
sich gegen den preußischen Antrag Widerspruch erhob, erklärte am 
14. Juni der preußische Gesandte den Bundes vertrag für gebrochen 
und Preußens Austritt aus dem Bunde. Das war der casus belli. 
Den Oberbefehl über die preußische Armee übernahm König 
Wilhelm. Den Feldzugsplan hatte der Generalstabschef Helmuth 
von Moltke entworfen. 
Moitke Moltke war von Geburt Mecklenburger (geb. zu Parchim); er 
1800—1891 ers{ jn dänischen Diensten gestanden, war aber 1822 in die 
preußische Armee übergetreten. Ende der dreißiger Jahre richtete 
er das türkische Heer neu ein (§ 148). In der Heimat wurde er 
dann als militärischer Reiseschriftsteller bekannt. Zum Prinzen 
Wilhelm trat er als Adjutant in nähere Beziehung. Dieser ernannte 
ihn sofort bei dem Beginn seiner Stellvertretung 1857 zum General¬ 
stabschef. 
Der große Stratege war tief von nationalem Geiste beseelt. Er 
wußte mit rascher Überlegung und doch erstaunlicher Ruhe die 
Schlachten zu leiten, die er durch seine genialen Feldzugspläne zur 
rechten Zeit und am rechten Orte zum Ausbruch kommen ließ. 
Im Genüsse unbegrenzten und nie getrübten Vertrauens stand der 
ganz von müitärischem Geiste erfüllte „große Schweiger“ König 
Wilhelm näher als irgendein anderer seiner Ratgeber.
	        
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