Gustav Falke. — Franz Reinhold Fuchs.
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Nun lieg' ich durch die lange Nacht
Und horche in das Schweigen,
Ob wohl ein weißes Haupt noch wacht.
Und einmal hab' ich leis gelacht:
„Was sorgst du noch,
Sie weist es doch,
Sie hat gar feine Ohren,-
Ihr geht von deines Herzens Schlag,
Obwohl die Lippe schweigen mag,
Auch nicht ein leiser Ton verloren."
268. Heimweh.
Wo die Wälder Wache halten
Um dein weistes Haus,
Dast nicht wilde Sturmgewalten
Toben ein und aus,
Kommt auf weichen, schnellen
Öfter wohl ein Wehn, ^Schwingen
Darin ist ein süßes Singen
Und ein Glockengehn.
Heimatlieder, liebe, traute,
O, wie das doch singt!
Heimatglocken, tiefe Laute,
O, wie das doch klingt! is
Über deine dunklen, dichten
Wälder wandert still
Deine Sehnsucht, die zur lichten,
Ferueu Heimat will.
Iran; Reinhold Fuchs.
269. Meeresträume.
(Arcona.)
Des Meeres Stimme braust in meine Träume,
Doch singt sie nicht wie einst von toten Städten,
Bersunknen Kronen, goldnen Prachtgeräten,
Glücksel'gen Inseln voller Palmenbäume.
Nein, stolze Bilder aus der Zukunft Tagen
Erweckt sie mir mit ihren rauhen Weisen:
Geschwader seh' ich ziehn in Stahl und Eisen,
Die siegreich meines Volkes Flaggen tragen.
Und Häfen schau' lch, drin aus allen Zonen
Sich Güter türmen, deutschen Fleißes Segen,
Und Kolonien, am Urwaldsaum gelegen,
Wo deutsche Sprache, deutsche Sitten wohnen.
Was trüb' und welk, der Seewind fegt's von dannen,
Und freudig schwillt das Herz beim Brandungstosen,
Als säh' es singend lustige Matrosen
Zur Fahrt ins Weite keck die Segel spannen.
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