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3n die Zeit des Claudius fällt auch die älteste lateinische Geographie,
3 Bücher de chorographia, versaht von dem Spanier Pomponius Mela. -
Zur geographischen Literatur gehört ferner zum Teil die 37 Bücher umfassende
naturalis historia des älteren Plinius, der bei dem im Jahre 79 erfolgten
Ausbruche des Vesuv seinen Tod fand.
F. Die Philosophie.
§ 22. Die Bedeutung der Philosophie in Rom.
Die vorwiegend praktischen Zielen zugewandten Römer konnten
naturgemäß philosophischen Theorien Geschmack nicht abgewinnen- sie
sind daher über den Standpunkt der Griechen, von denen sie auch diese
Wissenschaft kennen lernten, nicht hinausgekommen und haben in ihrer
praktischen Richtung dieselbe nur gewürdigt als ein Bildungsmittel zu
politischer und rednerischer Tätigkeit. Erst bei Ennius (s. S. 111) finden
sich Spuren einer Bekanntschaft mit griechischer (pythagoreischer) Philo-
sophte, und erst im Jahre 155 fand sie wirklichen Eingang, als der
Stoiker Diogenes, der Peripatetiker Kritolaos und der Akademiker
Karneades als Gesandte Athens nach Rom kamen und hier Vorträge
hielten. Alsbald wurde das Studium der Philosophie gleich dem der
Rhetorik ein Mittel zur Iugendbildung, namentlich als hervorragende
Männer, wie der jüngere Scipio, in dessen Gesellschaft sich der Stoiker
Panätius befand, Lucullus u. a. sich der Philosophie beflissen. Be-
sonderen Anklang fanden die stoische, die epikureische und die akade-
mische Schule, deren hervorragende Lehrer von römischen Jünglingen
auch in Griechenland und Kleinasien aufgesucht wurden. Vorwiegend
aber wandten sich die Römer dem Eklektizismus (s. S. 46) zu. Der
Hauptvertreter der römischen Philosophie in ihrer Richtung auf Ethik
und Politik war Cicero (s. S. 135).
G. Die Beredsamkeit.
§ 23. Die Bedeutung der Redekunst bei den Römern.
Die wichtigsten Mittel, im republikanischen Rom Einfluß auf die
Staatsleistung zu gewinnen, waren Kriegsruhm, Rechtskunde und Be-
redsamkeit, die beiden letzteren zumeist vereint. Eine gewisse Rede-
fähigkeit gehörte daher zu den notwendigen Erfordernissen eines vor¬
nehmen Römers, rhetorische Übungen zu den notwendigsten Bestand-
teilen des Iugendunterrichtes.
Es gab verschiedene Anlässe, bei denen ein vornehmer Römer als
Redner auftreten mußte, so vor Gericht, in der beratenden Volksver-
fammlung (contio) und ganz besonders im Senate. Die Folge davon
war, daß sich schon früh eine besondere nationale Redekunst bei den
Römern entwickelte, die von der griechischen sehr lange unbeeinflußt