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12. So, dacht' ich, glühn die Rügen der verdammten,
Oie niederfahren aller Hoffnung bar,
Zur immer fern dem Licht, dem sie entstammten,-
13. So blickt, Erlösung hoffend immerdar,
Oie niedre Kreatur mit stummem Flehn,
Oer eine Seele nicht erschaffen war. —
14. Und erst bei milder Herbsteslüfte wehn,
So oft auch früher ein Gelüst sich regte,
Konnt' ich hinaus, die Stätte Wiedersehn.
16. Ich fand den Grt, wo ich mich niederlegte,
Und — wundersam! va ruhte noch das Tier,
Vas Rüge offen, das sich nicht bewegte.
16. Mich faßt' ein Schauder, hat die Feindin hier
Gelauert sommerlang mich doch zu fassen?
Und wieder Rüg' in Rüge staunten wir.
17. Und feige schien mir's ihr das Feld zu lassen.
Ich schlug nach ihr; da fielen ihre Ringe
In Staub. Nur aus dem Rüge, das gelassen
18. Ins Leere stierte, war mir's, als entschwinge
Sich ein gefangner Llitz. va ließ ich sie, .
vatz sie nicht noch im Tode mich bezwinge,
Und ihren Scheideblick vergess' ich nie.
Paul Heyse.
Epische Dichtungen. 2. Band. S. 335.
5. auch das Gedicht „Kreuzschau", Bd. 6 des Lesebuchs, S. 137.
126. Eanzone.
Führ' mich zum grünen, blum'gen Isarstrande!
Ein Fürst starb dort aus wittelsbachs Geschlechten.
Sahst du die Tränen, die dem Toten flössen,
vem Güt'gen, Milden, weisen, dem Gerechten?
Es starb der Herrscher nicht dem werten Lande,- 5
Venn sieh, es lebt ein Sohn, von ihm entsprossen,
Groß, edel und entschlossen
ves Volks mit Kraft und hohem Sinn zu walten!
Nicht um die Zukunft flössen dort die Tränen,
Gesichert durften sie die Völker wähnen, io
Vas heil'ge Recht in starker Hand gehalten;
Doch weil ein Vater wegschied von den Seinen,
ver's gut gemeint, sah man die Kinder weinen!
Joseph von Zedlitz.
Totenkränze. Wien, 1841. Nr. 120.
127. Meiner Mutter (Ziziliane).
Wie oft sah ich die blassen Hände nähen
Ein Stück für mich — wie liebevoll du sorgtest!
Ich sah zum Himmel deine Rügen flehen,
Ein Wunsch für mich — wie liebevoll du sorgtest!