Full text: Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) (Teil 3)

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Hauptstadt gekommen, und aus Frankreich hatten sich viele 
Revolutionäre, die mit der Errichtung des Julithrones unzu- 
frieden waren, nach Brüssel in Bewegung gesetzt. Diese stell- 
ten die Unentschlossenst des Sicherheitsausschusses der Menge 
als Verrath an der gemeinsamen Sache dar. Die National- 
garde ward entwaffnet und eine neue Behörde unter dem 
Namen „Centralausschuß" aus Ultramontanen und Radicalen 
eingesetzt (21. Sept.). 
Aus die Kunde von diesen Vorgängen gab der König 
seinem Sohne den Befehl zur Besetzung Brüssels. Prinz 
Friedrich beging jetzt den Mißgriff, in einem Aufrufe von 
Antwerpen aus die Anstifter der ganzen Bewegung mit den 
härtesten Strafen zu bedrohen und die Ablegung der braban- 
tischen Farben zu verlangen. Diese Haltung des Prinzen 
brachte alle Parteien, auch die Gemäßigten, gegen ihn in die 
Waffen. Als er nach einigen Gefechten in die Stadt eindrang, 
entstand ein furchtbarer Kampf. In den Hauptstraßen waren 
Barricaden errichtet, aus allen Fenstern ward auf die Trup- 
Pen gefeuert, Steine wurden geschleudert und siedendes Oel 
herabgegossen. Mehrere Gebäude gingen in Flammen auf. 
Von allen Seiten kam bewaffnete Hülfe herbei; französische 
Offiziere und der Spanier Juan van Halen hatten die Lei- 
tung der Menge übernommen, die auch mit Artillerie versehen 
war. Nach mehrtägigem erbitterten Kampfe mußte sich Prinz 
Friedrich in der Nacht vom 26. auf den 27. September mit 
großem Verluste zurückziehen. 
Während des Kampfes war eine provisorische Regierung 
gebildet worden, in der außer anderen Führern der aus 
der Verbannung zurückgekehrte de Potter seinen Sitz hatte. 
Mit Kraft und Sicherheit ergriff sie die Zügel ; ihren Anord- 
nungen wurde pünktlich Folge geleistet, und eine einheitliche 
Richtung beseelte die ganze Bewegung. Auch die Belgier im 
holländischen Heere stellten sich unter die Nationalfahne. Die 
Wahlen zu einem belgischen National - Congreß wurden aus- 
geschrieben. 
Die Generalstaaten hatten unterdessen die Trennung Bel- 
giens von Holland ausgesprochen, und der König sandte den 
Prinzen von Dramen als Statthalter der südlichen Provinzen, 
der von Antwerpen aus (5. Dct.) den Belgiern alle ihre früher 
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