Full text: Die vorchristliche Kulturwelt (Hauptteil 1)

Die Babylonier und Assyrer. 
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Schrittweite eines Mannes berechnete man zu IV- Ellen (Elle — Länge vom 
Ellbogen bis zur Handspitze). Daher 1 Stadion = 240 Schritte = 360 Ellen, 
1 gemeine Elle = etwa 496 mm. Doch maß man gewöhnlich mit der Doppel 
eile (992 mm). Nach der Eroberung Vorderasiens durch die Perser kamen die 
sog. königlichen, d. h. persischen Maße aus: sie waren etwas größer: 1 königl. Elle = 
durchschnittlich 550 mm; also 1 königl. Doppelelle = 1,1 m; demgemäß 1 Stadion = 
198 m. Daraus ergab sich der Stundenweg eines Fußgängers zu 30 Stadien =- 
5,94 km = 1 Parasanges. — Einheit für das Hohlmaß war ('/'» Doppelelle) 
also ein Raum etwas kleiner oder größer als 11, je nachdem es gemeines oder 
königliches Maß war. Das Wassergewicht dieses Hohlraumes = 1 Mine, und 
zwar 1 schwere Mine (= 2 leichte Minen): dahn^eichte Mine = rund 1 V, 
eine schwere Mine = rund 1 kg.1) (60 Mmen = 1 Talents 1 Mine = 60 Schekel 
(Lot). Gewogen wurden auch die Münzen, d. h. die Edelmetalle in Form 
von Barren, Platten und Ringen. 
Religion und Staatsverfassung. 
Die Religion. Von der Verehrung der Naturerscheinungen aus¬ 
gehend, bildete sich eine reiche Götterwelt. An der Spitze stand in alter 
Zeit der Mondgott Sin. An seine Stelle trat dann der Sonnengott B a 1 
(oder Bel = Herr), dessen Vorstellung später mit der des Stadtgottes 
M a r d u k (Merodach) von Babel zu der licht- und lebenspendenden Haupt- 
gottheit Bal-Marduk zusammenfloß. Ihm gesellte man als Balit 
(= Herrin; griech. Mylitta) die licht- und lebenempfangende Göttin Jstar 
(Astarte) bei; sie versinnbildlichte ursprünglich den Morgen- und Abend- 
stern, dann, als die Gestalt des Mondgottes Sin allmählich in Vergessenheit 
geriet, auch den Mond, ja mitunter selbst die Erde. 
Der so bekannt gewordene Sterndienst der alten Babylonier erklärt sich 
daraus, daß sie in den Gestirnen und ihren ^eweWngen nur die äußere Er- 
scheinungs- und'Wirkungsform der persönlich gedachten Götter erblickten. 
Die Staatsform war in geschichtlicher Zeit die Dewotie (s. Grund- 
begriffe S. IX). Wenn der „Großkönig" nicht im Felde weilte, führte 
er in den Palästen seiner Hauptstädte eine prunkvolle Hofhaltung, deren 
Kosten teils aus den Abgaben der unterworfenen Völker (Tributen) teils 
aus den Geldbußen oder den Einkünften des königlichen Grundbesitzes 
bestritten wurden. Unter dem Herrscher standen zahlreiche Beamte, 
von denen die obersten als Statthalter und Heerführer die Provinzen des 
Reiches regierten und verteidigten. 
Sehr einflußreich waren auch die Priester; sie besaßen weitgehende Vor- 
rechte. Ihre Hauptbedeutung beruhte darauf, daß sie in ihren mit den Heilig- 
tümern verbundenen Tempelschulen begabte Jünglinge in allen Bildungszweigen 
unterrichteten und so für die Pflege der Kunst und Wissenschaft, für die Staats- 
Verwaltung u. dgl. einen tüchtigen Nachwuchs heranzogen. 
i) Im Lause der Zeit trat, besonders bei den Griechen, eine Gewichtsvermin- 
derung bis auf etwa 2/3 des ursprünglichen Gewichtes ein; so sank die schwere attische 
Handelsmine gemeiner Norm allmählich auf rund 655 g usw.
	        
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