Heinrich III. 81
jetzt noch nicht erreichen können. Infolgedessen blieben die kleinen Vasallen von
den großen stets abhängig (vgl. S. 50). Nun erließ Kaiser Konrad auf seinem
zweiten Römerzug das berühmt gewordene Lehensgesetz, das erstens die Erblich-- 1037
feit der Lehen und zwar sowohl der Leinen als der großen festsetzte und zweitens ~
bestimmte, daß ein Lehensträger sein Lehen nur durch einen ordentlichen Urteils¬
spruch seiner Standesgenossen verlieren fönne; überdies sollte bei jedem der-
artigen Urteil noch Berufung an den Kaiser statthaft sein. Damit waren die kleinen
Vasallen der Willkür der großen entzogen und traten bei etwaigen Streitigkeiten
zwischen Kaiser und Reichsvasallen gerne aus die Seiten des ersteren, da sie in ihm
ihren Gönner und Schützer sahen. — Freilich galt das Lehensgesetz zunächst nur
für Italien, fand indes bald auch in Deutschland stillschweigend Anerkennung.
Somit erscheint Konrad II. als einer der einsichtigsten und weitest-
blickenden Kaiser des Mittelalters. Begraben liegt er im Dome zuSPeyer,
dessen Bau bort ihm begonnen tourd^/
Heinrich III. (1039—1056).
Im Gegensatz zu seinem Vater, dem er übrigens an Willens- und
Tatkraft gleichkam, besaß Heinrich eine hohe wissenschaftliche Bildung und
eine streng kirchliche Gesinnung. Unter ihm erreichte die Kaisermacht einen
gewissen Höhepunkt und zwar sowohl nach außen als im Innern und ganz
besonders der Kirche gegenüber. Doch machten sich schon in den letzten
Regierungsjahren Heinrichs die Vorzeichen eines beginnenden Nieder-
gangs der Reichsgewalt auf diesen drei Gebieten bemerkbar.
1. Äußere Verhältnisse. Wie seinerzeit Swawpluk von Mähren
lS. 57) und Boleslav von Polen (S. 77), so suchte jetzt B r e t i s l a v
von Böhmen ein unabhängiges großslavisches Reich zu errichten, indem er
Polen erobern und die ^böhmische Kirche durch Erhebung des Bistums
Prag zum Erzbistum von der Metropole Mainz und damit von der deutschen
Kirche loslösen wollte. Indes zwang ihn Heinrich durch zwei Feldzüge,
auf seine Pläne zu verzichten und die deutsche Oberhoheit neuerdings 1041
anzuerkennen.
Gleichzeitig wurde der deutsche Einfluß vorübergehend auch auf Ungarn
ausgedehnt. Hier war König Peter, der Neffe Stephans des Heiligen
(f. S. 72), von einer heidnisch gesinnten Adelspartei unter A b a verjagt
worden und hatte sich hilfesuchend an Heinrich gewandt. Dieser unternahm
drei Feldzüge gegen die Ungarn, besiegte sie schließlich bei Menfö (an der 1044
Raab), ließ den gefangenen Aba hinrichten und setzte König Peter als
deutschen Vasallen wieder auf den Thron. Allerdings wurde Peter schon
1047 abermals abgesetzt, worauf der neue König Andreas die deutsche
Oberhoheit über Ungarn endgültig abschüttelte. Der einzige Gewinn 1053
aus den ungarischen Feldzügen Kaiser Heinrichs blieb die dauernde Sicherung
der strittigen Grenzgebiete bis zur March und Leitha für die Bayerische
Ostmark und damit für das "Deutschtum.
Lorenz. Geschichte für Gymnasien II. 6