Ägypten.
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macht, das Wort in Laute zu zerlegen und für diese besondere Zeichen
festzustellen, ohne doch auf Wortzeichen zu verzichten?)
In der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends entstand ein ägyptischer Staat.
Einheitsstaat, dessen Mittelpunkt Memphis war. Der König?)
dessen Gewalt für unbeschränkt galt, ward als lebendig gewordener
Gott verehrt. Für die Ausführung seiner Befehle verfügte er über
ein wohlorganifiertes Beamtentum, in dem die „Schreiber" bereits eine
große Rolle spielten; für die Bedürfnisse des Hofes und der Verwaltung
<. r, g ongüter. Die große Masse des Volkes bestand
hörte, und die dem Könige Frondienste leisteten. Doch wurde auch früh
das Gewerbe gepflegt, besonders in den Städten: Setnetoeberei, ®eto£ft.unb
Töpferei, Stein-, Metall- und Lederbearbeitung find uralte Gewerbe der
Ägypter; zu ihnen trat später die Herstellung von Glas. Die Heilkunde
wurde früh ausgebildet. Metallgeld kannte man nicht; aller Handel
war Tauschhandel. Die Kunst hatte eine außerordentliche Höhe er¬
reicht. Unter den Pyramiden, den Grabmälern der Könige, die deren
Grabkammern enthalten, ist die gewaltigste die des Cheops (Chansu), die
ursprünglich 146 m hoch war; in ihrer Nähe erheben sich die seiner Nach¬
folger, Chephren (C'hacuf-r6) und Mykerinos (Menkeu-r6). Neben
den überlebensgroßen Königsstatuen, die in ihrer steifen Feierlichkeit
machtvoll wirken, wurden in jener Zeit so lebensvolle Kunstwerke wie
das Holzbild des sogenannten „Dorfschulzen" und die Statue des sitzen¬
den Schreibers geschaffen. Reiche Gelegenheit zu künstlerischer Betäti¬
gung boten die Gräber der Vornehmen, die oft mehrere Kammern um¬
fassen, und auf deren Wänden man in Flachreliefs und Malereien
Szenen aus dem Leben der Verstorbenen darstellte.
Die Ägypter kannten zahlreiche Götter; jeder Gau Hatte seine be- Religion,
sondere Gottheit. Da nach dem Glauben der Ägypter wie anderer
Völker die göttliche Macht sich vornehmlich in Tieren, nützlichen wie
schädlichen, offenbarte, dachte man sich die Götter gern in Tiergestalt
oder verlieh ihnen wenigstens einen Tierkopf: es gab einen Hundsgott,
eine mit einem Kuhkopf dargestellte Himmelsgöttin, eine Löwengöttin,
1) Das Verständnis der ägyptischen Schrift beginnt mit der Entzifferung
des dreisprachigen „Steins von Rosette", der zur Zeit der ägyptischen Expedition
Napoleons gefunden worden war, durch den französischen Gelehrten Cham-
pollion (1822).
2) Das Wort paro (Pharao) bedeutet das „große Haus" und bezeichnet
den königlichen Palast (vgl. die „Hohe Pforte").
denen der Boden, den sie bebauten, nicht ge-