stimmte Ereignisse, wie an die Schlacht an der Katzbach, anknüpften und
sie dann kurz und schlagend erzählten, oft sogar mit derbem glücklichem
Witz. Auch viele Dichter, die sich erst später einen Namen machten, oder
deren Hauptverdienste auf anderen Gebieten liegen, warfen ihre ersten
Lieder mit in den Kampf, wie Rückert seine „Geharnischten Sonette" und
Uhland seine patriotischen Gesänge.
35. Nhlands Balladen und Romanzen.
Adolf Matthias.
I.
Über dem zweiten Teile der Uhlandschen Dichtungen lesen wir
den Titel „Balladen und Romanzen". Was ist — so fragt man ganz
natürlich — eine Ballade, was ist eine Romanze, und wodurch unter¬
scheiden sich die beiden Dichtungsarten?
Ballad nennen die Engländer und Schotten eine Dichtungsgattung,
in der das Lyrische mit dem Epischen aufs engste und innigste verbunden
ist. In der Ballade der Engländer geht die Erzählung in raschen und
großen Schritten bis zum Abschluß vorwärts, und zwar immer nur ein
Ereignis mit seinen Motiven und seinem tatsächlichen Verlauf. Das
Lyrische zeigt sich in kurzer Andeutung der inneren Zustände der han¬
delnden Personen, in fliegender Bezeichnung der Gemütsbewegung, die
mit den äußeren Tatsachen als Motiv oder Erfolg in unmittelbarer
Verbindung steht. Das schönste Beispiel dieser Art ist das durch Herders
Verdeutschung bekannt gewordene Lied von „Edward dem Vatermörder".
Romanze (Romance) nennen die Spanier jedes erzählende Gedicht
von einfachem Inhalt und geringem Umfang, und nach diesem Vorgänge
benennt auch Frankreich solche Lieder mit demselben Namen. Es gibt
aber zwei Arten von Romanzen, entweder rein erzählende, epische oder
lyrisch-epische. Die letzteren entfalten zuerst eine abgerissene epische
Situation, darauf lyrisch-innere Zustände, aber Zustände nicht des
Dichters, sondern des Objektes der Dichtung. Oft wird in diesen Ro¬
manzen alles dargestellt in Form eines Gespräches oder Selbstgespräches.
Sie haben also eine große Ähnlichkeit mit den Balladen; nur die
metrische Form ist bei beiden meist verschieden; denn die Romanzen
pflegen in trochäischen Tetrametern abgefaßt zu sein, die fortlaufend
vssonieren, d. h. in denen gleiche Vokale, nicht Konsonanten, in der