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fer Männer haben wir es zu verdanken, daß uns nicht nur die
bedeutendsten Werke des griechischen Alterthumes erhalten wor-
den sind, sondern daß auch die griechische Sprache in ihrer ur¬
sprünglichen Reinheit fortgepflanzt wurde. Zenodot aus Ephe-
sus (280) eröffnete die grammatische Schule zu Alexandria unb
ordnete zuerst ben Text der homerischen Gesänge nach kritischen
Grundsätzen; sein Schüler Aristophanes aus Byzanz dehnte
dieses Versahren auch auf andere alte Schriftsteller, namentlich
Plato, aus und soll zuerst die Bezeichnung des Tones der grie-
chischen Wörter durch Accente eingeführt haben. Jedoch schon
aus diesem Streben der Grammatiker, Anderer Schriften der
Nachwelt zu erhalten und dieselben zu studiren, geht deutlich
hervor, daß dabei an eine eigentliche Fortbildung der Wissen-
schaft selbst nicht zu denken war; es war nur ein Verarbeiten
des bereits Gegebenen.
Was endlich die bildende Kunst betrifft; so treten mit
dem Ende ber vorigen unb dem Anfange dieser Periode, noch
Zwei ausgezeichnete Meister auf, Lysippus aus Sicyon, als
der trefflichste Bildhauer und Erzgießer (333), und sein Zeit-
genoffe Apelles von der Insel Kos, als ber berühmteste Ma¬
ler des Alterthumes.2) Nach diesen Heroen der Kunst sank die-
selbe von ihrer idealen Schöpferkraft zur bloßen Nachahmung
älterer Werke herab, obwohl noch immer ein zierlicher, nicht
unedeler Geschmack herrschte, der sich aber mehr und mehr in
Künstelei und bloßer Pracht gefiel. In ber Baukunst kam seit
Alexander immer mehr bie Zierlichkeit, Weichheit unb Uepptgfeit
ber korinthischen Säulenordnnng auf. An den Höfen von
Alexandria, Antiochia und Selencia verschmolz sich Ungriechisches
mit Griechischem und entartete in's Unnatürliche. Es trat das
Wohlgefallen am Kolossalen ein, selbst in den gewöhnlichen Por«
traitflatuen, mit welchen die Künstler und das Volk bem Ge¬
schicke ihrer fürstlichen Beschützer zu huldigen strebten. So
widmeten die Sicyonier dem-Attalus eine Statue von zehn El-
S) Verum omnes prius genitos futurosque postea superavit Apelles Cous.
Plin. h. n. XXXV. 10. Bei demselben lesen wir, daß Alexander der
Große von keinem anderen, als von Apelles wollte gemalt unb von
Lysippus in Erz abgebildet werden.
Welt er, Gesch. der Griechen. 3. Aufl. 94