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machet, bruoder?’ — ‘Dag hat min stille sitzen unde min hoch gedenken rinde
min vereinunge mit gote, dag hat mich in den himel gezogen, wan ich
künde nie geruowen an deheinen dingen, dag minre was denne got. Nü
hän ich in funden unde hän ruowe unde fröide in im ewicliche unde dag
5 gät in zit1) über alle künicriche. Kein üzerlich were ist so volkomen,
eg hinderi) 2) die innekeit.’
n^nrcisn
72. Johannes üauler von Strasburg").
(gest. 1361.)
Predigt4) über fromme Juden und Heiden.
Der mensche sprach: 'ach herzekliches liepliches liep mins, erbarme
dich über die arme cristenheit, und gedenke deran, dag das böse iüdesche
volc und dag böse heidensche volc alle samment wider dich tunt und och
mit ganzer craft wider dich sint, und och alle fürlorn5) werdent.’ Die ent-
5 wurte8) sprach: ‘ich wil dir sagen: du hest rehte, dag du sprächest, got
sulle sich erbarmen über die arme cristenheit; wenne du solt wissen, dag
die cristenheit in vil hundert iaren nie so arm noch so böse wart also in
disen ziten; aber ich wil dir sagen: dag du sprachest, dag das böse iüdesche
volc und dag böse heidensche volc alles fürlorn solle werden, dag ist nüt7)
10 wor; ich wil dir sagen: got der het ein teil beiden und ein teil iuden in
disen ziten vil lieber denne vil menschen, die cristen nammen harrt und
doch wider alle cristenliche ordenunge lebent.’ Der mensche sprach: ‘ach
herze liep mins, wie het8) mich dis eine so frömede rede! Sage mir, herze
liep mins, was der meinungen sei.’ Die entwurte sprach: ‘dag wil ich dir
15 sagen. Die meinunge ist: wo ein iude oder ein beiden, an wellen9) enden
der weit er were, het der iude oder der beiden einen guten got förhtenden
grünt in ime, unde ist domitte einseitig und biderwe, und bekennet in aller
siner vürnünftigen bescheidenheit keinen bessern globen10) denne den globen,
da er ime geborn ist, und het och dag in sime gründe und in sime ganzen
20 willen, befunde er ein andern globen, dag ime zu bekennende wurde geben,
dag er gotte lieber were denne sin globe, do er inne geborn ist, er wolte
sime globen urlop geben; und solte er derumbe wogen11) lip und gut, so
wolte er gotte gehorsam sin. Ich wil dir sagen: wo der iude oder der
beiden einer ist, der do in eime solichen grosen erneste lebete, sage mir:
25 solte der einre gotte nüt vil lieber sin denne vil böser valscher cristenner
menschen, die den tos12) harrt enphangen und wol wissent, dag sie wider
got tunt und es doch tunt? Ich wil dir sagen: dis tut der gute iude oder
der gute beiden nüt; er bekennet kein bessers; bekante er ein bessers, er
i) in der Zeitlichkeit. — 2) daß es nicht hinderte. — 3) Dominikaner.
— 4) Text nach Vetter, a. a. O., S. 176 und 177. — 6) verlorn. — 6) ant-
wurte. — 7) niut, s. niht. — 8) het mich: dünkt mich. — 9) weihen. —
10) gelouben, — n) s. wägen. — 12) s. toufe.