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König Friedrich Wilhelm IV.
3.
Bei der Huldigung in Königsberg sprach Friedrich Wil¬
helm IV., indem er seine Rechte gen Himmel erhob, die folgenden
mit hoher Begeisterung aufgenommenen Worte:
„Und ich gelobe vor Gottes Angesicht und vor diesen lieben
Zeugen allen, daß ich ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger,
barmherziger Fürst, ein christlicher König sein will. Ich will
Recht und Gerechtigkeit mit Nachdruck üben, ohne Ansehn der
Person, ich will das Beste, das Gedeihen, die Ehre aller Stände
mit gleicher Liebe umfassen, pflegen und fördern — und ich bitte
Gott um den Fürstensegen, der dem Gesegneten die Herzen der
Menschen zueignet und aus ihm einen Mann nach dem göttlichen
Willen macht — ein Wohlgefallen der Guten, ein Schrecken der
Frevler." — Zu Berlin sprach er bei der Huldigungsseier vor
einer zahllosen Volksmenge unter anderem also: „Ich gelobe,
mein Regiment in der Furcht Gottes und in der Liebe der Men¬
schen zu führen." — Und später, bei einer anderen feierlichen
Gelegenheit im Jahre 1847 legte er das aufrichtige Bekenntnis
ßb: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen!"
4.
Gewöhnlich feierte Friedrich Wilhelm IV. mit seiner Ge¬
mahlin Elisabeth den Tag seiner Geburt still im Kreise der
Seinen auf einem Landgute in der Nähe der Stadt Potsdam.
Paretz heißt der friedliche und freundliche Ort, wo schon Friedrich
Wilhelm III. oft und gern weilte. Hier und in noch zwei be¬
nachbarten Dörfern, da lebte der königliche Herr, als wäre er
nur der Höchste in diesen drei Dörfern. Die Bauern und die
Tagelöhner der drei königlichen Dörfer freueten sich schon das
ganze Jahr auf den festlichen Tag, wo ihre königliche Gutsherr¬
schaft den hohen Geburtstag in ihrer Mitte feierte. Sie hatte
es aber auch Ursache. Für diesen Tag wurden nämlich alle zwei
Jahre sämtliche Schulkinder von Kopf bis zu Fuß neu gekleidet.
Da standen sie denn in Scharen mit ihren Lehrern und empfingen