Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen

2. Kapitel. Ausbildung der königlichen Gewalt im westl. Europa. 141 
minder begünstigte er Kunst und Wissenschaft; mit Künstlern 
und Gelehrten stand er in traulichem Verkehr, so mit dem Maler 
Albrecht Dürer. Auch er selbst bat als Dichter uud Schrift- 
steller auf. * 
Die Schweizer allein erkannten das Reichskammergericht nicht an; 
es kam darüber zu offenem Kriege; die Schweiz riß sich i.J.1499 
ganz vom Reiche los und schloß sich desto enger an Frankreich an. 
Zweites Kapitel. 
Ausbildung der königlichen Gewalt im westlichen Europa. 
§. 108. 
Frankreich unter den Capetingern. — Nach dem Aus¬ 
sterben der Karolinger kam mit Hugo Capet in Frankreich die 
ältere Linie der Capetinger auf den Thron^ (987—1328). 
Sie wußten allmählich die königliche Gewalt in ihrem Hanse 
erblich zu machen und zu erweitern, obgleich sie anfänglich mit 
den mächtigen Vasallen, die in ihren Besitzungen fast unumschränkt 
waren, und von denen Wilhelm der Eroberer, Herzog von der 
Normandie, sogar König von England wurde (§. 109), harte 
Kämpfe zn bestehen hatten, weshalb sie besonders den Bürger- 
und Bauernstand begünstigten, um dadurch die Macht des Adels 
zu beschränken. Indem Ludwig VI. (1108—1137) die Städte 
gegen die Raubsucht geistlicher und weltlicher Vasallen in Schutz 
nahm, ihnen Freiheiten und Rechte verlieh, bildete er selbständige 
Stadtgemeinden, welche den Königen hinfort in den Kämpfen 
gegen die Vasallen treu zur Seite standen. Ludwig VII. 
(1137—1180) scheidet sich von seiner Gemahlin Eleonora von 
Guyenne und Gascogne, welche sich hierauf mit Heinrich Plan- 
tagenet, Grafen v. Änjou, Maine, Touraine verheirathet, der 
1154 König von England wurde. Da diese Heirath ohne 
Ludwigs Genehmigung, des Lehnsherrn Heinrichs, statt gesunden, 
so entstand ein Krieg zwischen Frankreich und England, der durch 
des Papstes Vermittlung beigelegt wurde, nach welchem Heinrich 
alle seine französischen Lehen behielt. Ludwigs Kreuzzug §. 88. 
Vorzüglich wurde die königliche Gewalt befestigt durch Philipp II. 
August (1180—1223), der die elende Regierung des englischen 
Königs Johann ohne Land benutzte, um sämmtliche englische 
Besitzungen in Frankreich, mit Ausnahme von Guyenne und 
Poitou, zu erobern. Daher gaben ihm seine Zeitgenossen den 
Beinamen „Augustus" d. h. „Mehrer des Reiches." Er 
schützte die Bürger gegen die Anfälle der Vasallen durch Mauern 
und Wälle, förderte ihren Verkehr durch den Bau von Straßen,
	        
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