88 Alte Geschichte. IV. Abschnitt.
Geiserich. — Als die Westgothen nach Spanien käme»,
fandeck sie daselbst die germanischen Völkerschaften der Alanen,
Sneven und Vandalen vor, mit denen sie um den Besitz des
Landes zu kämpfen hatten. Letztere gingen, von dem römischen
Statthalter Bonisacins gerufen (Aetius), unter ihrem Könige
429 Geiserich nach Afrika, wo sie ein vaudalisches Reich grün-
beten, dessen Hauptstadt Carthago wurde und das von 429—534
bestand; sie unterwarfen sich auch Sardinien, Corsica und einen
Theil von Sicilien. Vielleicht durch die Kaiserin Eudoxia
selbst gerufen, zog i. I.
455 Geiserich gegen Italien, eroberte Rom, nachdem der
Kaiser Petronins Maximus vom Volke gesteinigt war,
und plünderte es vierzehn Tage lang. Er führte eine
Menge von Kunstschätzen fort uud schleppte eine große Schaar
von Gefangenen nach Afrika, unter ihnen die Kaiserin Eudoxia
mit ihren beiden Töchtern, von denen er die eine seinem Sohne
Hnnnerich zur Frau gab (Bischof Paulinus vou Rola). Der
griechische Kaiser Justinian, der sich in die Streitigkeiten der
Katholiken und Arianer in Afrika mischte, ließ das Land durch
seinen Feldherrn Belisar 534 erobern.
,§. 68.
Ende des weströmischen Reiches. — Noch zwanzig
Jahre erhielt sich im Abendlande der Kaisertitel, und noch acht un-
bedeutende Menschen führten denselben; die Macht aber war in
den Händen der Anführer der fremden, größtenteils deutschen
Miethstruppen, die schon längst das Heer des Reiches ausmachten.
Zunächst war der Sneve Ricimer, der nach Willkür Kaiser
einsetzte und wieder todtete, der Mächtigste, und nach ihm hatte
Orestes, ein ehemaliger Diener Attila's, die Gewalt. .Dieser
erhob seinen jungen Sohn Romulus Auguftulus ans den
Thron; da er sich aber weigerte, den Herulern, Rngiern und
andern deutschen Stämmen, die als Miethstruppen in Italien
waren, den dritten Theil des Landes zu geben, nahmen sie sich
unter ihren Anführer Odoaker das Ganze mit Gewalt. Orestes
wurde erschlagen, und t.
476 wurde Romulus Auguftulus abgesetzt und damit dem
weströmischen Reiche ein Ende gemacht; Odoaker aber
beherrschte nun das Land (476—4,93) und ließ sich „König der
deutschen Völker in Italien" nennen. ;