428 VI. Zcitr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520—1648.
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schließen und sogar in allen östreichschen Städten das Bürger¬
recht nehmen ließ. Allein die Unzufriedenheit über diese Maßre¬
geln wurde bald so groß, und Rudolf hatte den Beistand seiner
Stände gegen die Türken und bei den Unruhen in Ungarn so
nöthig, daß er bald wieder gelinder mit ihnen verfahren mußte.
In Ungarn war allgemeine Unzufriedenheit mit seiner Re¬
gierung, weil er sich nicht um das Land bekümmerte, keinen
Landtag selbst besuchte, ja nicht ein einzigesmal im Lande erschien,
sondern seine dorthin gesandten deutschen Soldaten frei und frech
schalten ließ. Es entstand daher im Anfänge des neuen 17. Jahrhun¬
derts ein gefährlicher Aufruhr in Ungarn unter der Anführung
eines Edelmanns Stephan Botschkai. Dieser ließ sich mit
den Türken in Verbindung ein und bemächtigte sich eines großen
Theiles des Landes. Ueberbaupt wurde der Kaiser mit jedem
Tage untheilnehmender in seiner Regierung. Die Kunde der
Gestirne und der Natur beschäftigten ihn mehr, als sein Reich,
und diese Neigung führte ihn bald in die Hände betrügerischer
Menschen, die ihm ans den Sternen die Zukunft deuten und die
Kunst des Goldmachens lehren sollten. Und so wie sich an seinem
Hofe solche Betrüger mit Gelehrten, wie Tycho Brabe und
Keppler, zusammenfanden, so mischten sich in Rudolfs Seele
selbst auf wunderbare Weise die edleren mit den thörigten Nei¬
gungen. An Kunstwerken alter Zeit, an Bildsäulen, geschnittenen
Steinen, so wie an Gemälden, hatte er die größte Freude und
verwendete bedeutende Summen dafür; aber eben so sehr zog ihn
auch seine alchimistische Werkstätte an, wo Gold bereitet werden
sollte, und diejenigen, welche über wichtige Reichsangelegenheiten
mit ihm zu reden hatten, mußten ihn oft in seinen Pferdeställen
aufsuchen, in denen er viele Stunden des Tages zuzubringen
pflegte. — Diese Unthätigkeit und Sorglosigkeit, die Zerrüttung
Ungarns, so wie die Unordnung der übrigen östreichschen Länder,
konnten den Brüdern und Vettern des kinderlosen Kaisers nicht
gleichgültig seyn. Sie berathschlagten sich über das Wohl des
Hauses und schlossen endlich 1606 einen Vertrag, durch welchen
des Kaisers Bruder Mathias die Anordnung der Regierung in
Oestreich und Ungarn übertragen wurde. Rudolf war zwar An¬
fangs sehr ungehalten darüber, ließ sich aber nach einigen Jah¬
ren dennoch willig finden, dem Mathias Oestreich ob und unter
der Ens und das Königreich Ungarn abzutreten, „damit das Land,
welches in des Kaisers Abwesenheit so vieles während des 16jäh-
rigen Krieges gelitten habe, durch Mathias wieder zu Rübe und
Wohlstand gebracht werden möchte." Und in der That gelang
es demselben, Ungarn wieder zu beruhigen und nach Botschkai's
baldigem Tode ganz zum Gehorsam zurückzuführen. ^
Dem Kaiser Rudolf blieb also außer seiner Kaiserwürde nur
das Königreich Böhmen- Die protestantischen Stände dieses
Landes, welche die günstige Zeit für sich benutzen wollten, da ihr
Herr ohne Macht und sogar mit seinen Verwandten gespannt