Full text: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

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so großes Heer der Türken, sicherte die Grenzen gegen feindliche Einfälle 
und suchte Handel und. Verkehr von neuem zu heben. Seine Milde 
und Gerechtigkeit erwarbei ihm die Liebe seiner Untertanen und die 
Achtnug der benachbarten türkischen Völker. 
Der Nachfolger Gottfrieds wurde sein Bruder Balduin, der sich 
den Titel „König von Jerusalem" beilegte. Die größte Ausdehnung 
hatte das neue Königreich unter Fulko, dem dritten Könige von Jern- 
salem. Es reichte vom roten Meere im Süden bis zum mittleren 
Euphrat im Norden und bestand aus dem Kronland Jerusalem, 
den Grafschaften Edeffa und Tripolis, den Fürstentümern Antio¬ 
chien und Tiber ia s. 
Das Königreich Jerusalem war ein Vasallenreich, nach srau- 
zösischem Muster eingerichtet, in dem auch die Franzosen die Oberhand 
hatten; noch heutzutage bezeichnen die Türken die Abendländer als Franken. 
Da die Macht des -Königs zu sehr beschränkt war, konnte sich das neue 
Reich nicht recht entwickeln; die Kämpfe mit den räuberischen Stämmen 
der Beduinen und den benachbarten mohammedanischen Staaten, wie 
das ungewohnte Klima lichteten andauernd das Heer der christlichen 
Kämpfer; dnrch die Eifersucht und Uneinigkeit der Christen und das 
kräftige Vorgehen der Türken ging bald wieder eine Besitzung nach der 
andern verloren. Zum Schutze des gefährdeten Landes waren neue 
Kreuzzüge nötig, unter denen sechs eine größere Bedeutung haben. Aber 
nach 200 Jahren waren trotz der gewaltigen Anstrengungen, die von 
den Christen des Abendlandes gemacht worden sind, die Erfolge gering, 
und die Türken konnten sich wieder als Herren der heiligen Stätten 
betrachten. 
Aie übrigen Kreuzziige. (l 147—1270.) 
1. Der zweite Krcuzzug. (1147—1149.) Die Türken suchten die 
verloren gegangenen Gebietsteile dnrch die Gewalt der Waffen wieder¬ 
zuerlangen. Als sie Edessa erobert hatten, vereinigte sich der König 
Konrad III. von Deutschland mit dem -Könige Ludwig VII. 
von Frankreich zum gemeinsamen Zuge gegen die Türken. Besonders 
dnrch die begeisternden Predigten des hl Bernhard von Clairvanx 
geriet das Abendland in Bewegung, und Kreuzfahrer strömten von allen 
Seiten zusammen. Doch der Ersolg entsprach nicht den gehegten Er- 
wart»iige». Statt nach Edessa zu ziehen, legte sich das Heer der 
Christen vor das seste Damaskus, um durch die Eroberung dieser 
Stadt den Verlust von Edessa zu ersetzen. Die Tapferkeit der Tü rken, 
die Unznverläfsigkeit des Königs von Jerusalem, die Treulosigkeit der
	        
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