Vom Feldbau.
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Bearbeitung des Bodens erforderlich. Du, lieber Andres (ver—
zeih, wenn ich ein hartes Wort rede), hast aber im vergangenen Jahre
durch deine Bodenbearbeitung die Unkräuter schier groß gezogen. Be—
denke: die meisten Unkrautpflanzen fanden sich unter deinen Halm—
früchten. Schon vor der Ernte hatten viele davon ihre Samen aus—
gestreut, und die andern thaten es, als die Sense sie niederstreckte. Und
was thatest du? Du stürztest sofort die Stoppeln bis zur vollen Tiefe.
Dadurch wurden die Unkrautsamen so hoch mit Erde bedeckt, daß sie
nicht keimen konnten. Die Vögel vermochten nicht dazwischen aufzu—
räuümen, und die Unbilden der Witterung auch nicht. Im Frühjahr
darauf pflügtest du das Feld wieder zur vollen Tiefe. So kamen alle
schädlichen Samen wieder an die Oberfläche, und du sätest Hafer hinein
oder Gerste oder Sommerweizen oder Sommerroggen und eggtest die
Saaten mäßig ein. Hernach stand die ganze Sommerfrucht voll Hede—
rich, Ackersenf, Flughafer und anderen sauberen Gesellen dieser Art.
Und du bissest dich auf die Lippen und meintest: „Das hat der böse
Feind gethan!“ Eigentlich brauchtest du wohl noch ein schlimmeres
Wort. Lieber Andres, der böse Feind war diesmal dein Unverstand.
Du hattest die Unkrautsamen zum Keimen herausgeholt und ihnen noch
obendrein den Boden gedüngt und fein zugerichtet, wie es für das Ge—
deihen der Pflanzen notwendig ist. Warum sollten nun die Unkräuter
nicht ebenso fröhlich wachsen wie die Gerste und der Hafer und der
Weizen und der Roggen? Nicht nur die Unkrautsamen kamen zur
Keimung, die im Herbst zuvor in den Boden gelangt waren, nein auch
solche, die jahre-, jahrzehntelang darin lagerten, kamen an die Ober—
fläche und damit zur Keimung und Entwicklung. Nun wirst du fragen,
wie es anders zu machen sei. Ich denke, das wäre einfach. Dadurch
nämlich, daß man vermeidet, worin du sündigtest. Nach der Ernte
der Winterhalmfrüchte muß die Stoppel sobald als möglich ganz
seicht bearbeitet werden, so daß die ausgefallenen Un—
krautsamen sofort aufgehen; erst im Spätherbst wird
tief gestürzt. Wer dieses Verfahren sowohl bei den Winter- als
auch den Sommerhalmfrüchten stets beobachtet, der wird nicht mehr viel
über Unkraut zu klägen haben. Hat man Sand- oder einen sonstigen lockern
Boden, auf dem die Egge in der Getreidestoppel tief genug eingreift,
so genügt es vollständig, das Feld kräftig zu eggen. Ist der Boden
gehörig feucht, so ist mehr nicht nötig; ist er aber trocken, so muß, damit
die Unkrautsamen leichter keimen können, auch noch gewalzt werden.
Die Vertilgung der Wurzelunkräuter ist allerdings ein schwie—
riges Ding. Sie gelingt am leichtesten und vollständigsten bei trockener
Witterung. Daher darf man trockene Jahre nicht vorübergehen lassen,
ohne seine Felder von diesen Schädlingen gründlich zu reinigen. Das
lästigste und am schwersten zu vertilgende Wurzelunkraut ist die
Quecke. Ihre Wurzelausläufer verdorren ganz außerordentlich schwer.
Sie sterben selbst nicht ab, wenn sie den ganzen Winter über auf der
Düngerstätte in der Mistjauche liegen. Während die Samenunkräuter
vom Felde verschwinden, wenn sie vor der Samenbildung untergepflügt