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glaubte, daß mein eine andere Meinung haben könne; aber das litt die 
Henne nicht. 
„Kannst du Eier legen?" fragte sie. 
„Nein!" 
„Nun, da wirst du die Güte haben, zu schweigen." 
Und der Kater sagte: „Kannst du einen krummen Buckel machen, 
schnurren und Funken sprühen?" 
„Nein!" 
„Sa darfst du auch keine Meinung haben, wenn vernünftige Leute 
sprechen!" 
Und das Entlein saß im Winkel und war bei schlechter Laune; da siel 
die frische Luft und der Sonnenschein herein; es bekam solche sonderbare Lust, 
aus dem Wasser zu schwimmen, daß es nicht unterlassen konnte, dies der Henne 
zu sagen. 
„Was fällt dir ein?" fragte sie. „Du hast nichts zu tun, deshalb sängst 
du Grillen! Lege deine Eier oder schnurre, so gehen sie vorüber!" 
„Aber es ist so schön, auf dem Wasser zu schwimmen!" sagte das Entlein; 
„so herrlich, es iiber dem Kops zusammenschlagen zu lassen und auf den Grund 
zu tauchen!" 
„Ja, das ist ein großes Vergnügen!" sagte die Henne. „Du bist wohl 
verrückt geworden! Frage den Kater danach — er ist das klügste Geschöpf, 
das ich kenne — ob er es liebt, aus dem Wasser zu schwimmen oder unterzu¬ 
tauchen? Ich will nicht von mir sprechen. — Frage selbst unsere Herrschaft, 
die alte Frau; klüger als sie, ist niemand auf der Welt! Glaubst du, daß 
die Lust hat zu schwimmen und das Wasser über dem Kopf zusammenschlagen 
zu lassen?" 
„Ihr versteht mich nicht," sagte das Entlein. 
„Wir verstehen dich nicht? Wer soll dich denn verstehen können! Du wirst 
doch wohl nicht klüger sein wollen als der Kater und die Frau? — Von mir 
will ich nicht reden! Bilde dir nichts ein, Kind! Und danke deinem Schöpfer 
für all das Gute, was man dir erwiesen! Bist du nicht in eine warme. Stube 
gekommen und hast du nicht eine Gesellschaft, von der du etwas profitieren 
kannst? Aber du bist ein Schwätzer, und es ist nicht erfreulich, mit dir umzu¬ 
gehen! Mir kannst du glauben! Ich meine es gut mit dir. Ich sage dir Unan¬ 
nehmlichkeiten, und daran kann nian seine wahren Freunde erkennen! Sieh 
nur zu, daß du Eier legst oder schnurren und Funken sprühen lernst!" 
„Ich glaube, ich gehe hinaus in die weite Welt!" sagte das Entlein. 
„Ja, tu das!" sagte die Henne. 
' Und das Entlein ging; es schwamin auf dem Wasser, es tauchte unter, 
aber von allen Tieren wurde es wegen seiner Häßlichkeit übersehen. 
Nun trat der Herbst ein, die Blätter im Walde wurden gelb und braun; 
der Wind faßte sie, so daß sie umhertanzten; und oben in der Lust war es 
sehr kalt; die Wolken hingen schwer von Hagel und Schneeflocken; auf dem 
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