§. 48. Philipp II. 1556—1598. 73
Krieg, sondern mit den Lebendigen!" Nachher bekam er auch den
Landgrafen von Hessen in seine Gewalt, und hatte so den beiden
'Hauptfürsten der Protestanten ihre Macht und Freiheit genommen»
Das Churfürstenthum Sachsen schenkte er dem Herzog Moritz von
Sachsen, der an seinen Glaubensgenossen zum Verräther geworden
war und dem Kaiser geholfen hatte. Nachher aber wachte dem Moritz
das Gewissen wieder auf. Er sammelte ein Heer, überfiel damit
den Kaiser zu Jnsbruck in Tyrol, und der alte Herr mußte sich bei
Nacht und Nebel, da er gerade am Podagra krank war, in einer
Sänfte Hals über Kops forttragen lassen: sonst hätten'ihn die Sachsen
gefangen. Und Johann Friedrich war noch immer mit in seinem
Gefolge (als Gefangener) und sähe das mit an. Da schämte sich
der Kaiser und ließ ihn los und gab ihm einige Länder wieder, in
denen noch jetzt Frtedrich's Nachkommen, die Herzoge und Großher-
zöge von Sachsen, regieren. Mit dem siegreichen Moritz schloß der
'Kaiser den Religionsfrieden zu Augsburg 1555, und er¬
laubte, daß von nun an die Protestanten in Deutschland eben so viel
Recht haben sollten wie die Katholiken. — Von jenem Moritz stam¬
men die jetzigen Könige von Sachsen her.
Der Kaiser Karl wurde über diesen unglücklichen Ausgang sehr
verdrießlich. Er hatte gar keine Lust mehr, länger Kaiser zu sein.
Er erkannte, daß alles eitel sei, legte voll Unmuth seine glänzende
Würde nieder, 1556, ward Mönch, und zog in das Kloster St. Ju ste
in Spanien. — Da beschäftigte er sich nun bis an seinen Tod mit
Uhrenmachen*), mit Lesen, Singen und Beten; und wir dürfen
wohl hoffen, daß er bei diesen stillen Geschäften im Kloster gefunden
hat, was er auf dem Throne nicht fand, — Erkenntniß der Wahr¬
heit, Leben und Seligkeit. — Er starb im Jahre 1558.
§. 48. Philipp II. 1356—1598.
Die meisten Länder Karl's V. erbte sein Sohn Philipp II.,
König von Spanien, ein harter, finsterer Mann, der in seinem Leben
niemals gelacht haben soll. Streng katholisch erzogen, war ihm die
*) früher hatte man Sanduhren und denen ähnliche Wasseruhren oder
Sonnenuhren. Nm's Jahr 1000 mögen die Räderuhren erfunden sein,
die durch Gewichte, und ums Jahr 1500 die Taschenuhren, die durch
eine schneckensörmig gewundene, elastische Stahlfeder in Bewegung
gesetzt werden. Der Erfinder der Letztem war Peter Hele in Nürn¬
berg. Sie waren Anfangs rund, wie ein Ei, und hießen Nürnber¬
ger Eier.