Erster Teil.
gilbet mi5 brr deutsche» Geschichte.
1. Ansere deutschen Worfaßren.
Land. Das Land der alten Deutschen hatte im Westen den
Rhein, im Osten etwa die Weichsel znr Grenze; im Süden stieß es
an die Alpen: die Fluten der Ost- und Nordsee bespülten es im
Norden. — Fast das ganze Land war von einem undurchdringlichen
Urwalde bedeckt. In diesem hansten Bären und Wölfe, Wildschweine,
Auerochsen uud Elentiere. Die Flüsse traten oft über ihre User und
überfluteten die angrenzenden Gebiete, so daß sich weite Sümpfe und
häßliche Moräste bildeten. Die Luft war feucht; dichte Nebel bedeckten
oft monatelang den Himmel. — Die gut bewässerten Wiesen waren
grasreich; hier sanden zahlreiche Herden von Pferden und Rindern
faftige Nahrung. Auf ihren Äckern zogen die alten Deutschen Roggen,
Haser und Gerste; Weizen fand man seltener. Edles Obst kauute
man nicht, wohl aber Gemüse aller Art; die Rettiche wurden selbst
von den feinschmeckenden Römern nicht verschmäht.
Bewohner. Unsere Vorfahren, von den Römern Germanen*)
genannt, waren von hohem Wüchse und riesiger Körperkraft.
Sie hatten goldgelbes Lockenhaar nnd trotzige blaue Augen.
— Ihre Nahrung bestand in wildem Obst. Fleisch, Brot und Ge-
müse; sie tranken Milch, klares Wasser, Bier und Met. — Sie trugen
leinene und wollene Kleider, die sich die Frauen mit bunten Bändern
oder Pelzstreifen besetzten. Gegen die Kälte des Winjters schützten sich
die alten Deutschen durch Tierselle, die sie wie Mäntel über die
Schultern warfen. Die Füße suchte man durch ein Stück von einem
Tierfelle, das mit Riemen befestigt wurde, zn schützen; das Haupt
blieb unbedeckt. — Manche edle Eigenschaft schmückte unsere Heid-
nischen Vorfahren. Treue und Vaterlandsliebe waren hoch-
geachtet. Ein Vaterlandsverräter wurde mit dem Tode bestraft. Gegen
die Fremden erwiesen sie sich freundlich und gastfrei; Redlich-
keit und Sittenreinheit zierten jung und alt. Viel Rühmliches
wird auch vou ihrer Tapferkeit erzählt. — Die Frau genoß bei
den alten Deutschen eine hohe Achtung. Sie war die Herrin im Hause,
folgte dem Manne sogar in die Schlacht, ermunterte ihn durch Klagen
und Wehgeschrei, freute sich seiner Tapferkeit und verband feine Wunden.
Die Ehe galt als heilig; Vielweiberei herrschte bei den Deutschen fast
*) Germanen = Nachbarn, auch Kriegsmänner.
Brockmann. Vaterländische Geschichte in Bildern. 7. Aufl.
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